Europäische Neonazis beim Schlägertreff

■ Mehrere Soldaten unter den deutschen und französischen Schlägern / Rechtsradikale Organisation will in den Untergrund

Paris (taz) - Dreizehn Neonazis, darunter ein Bundeswehrsoldat und drei französische Unteroffiziere sind am Wochenende in Audun-le-Tiche an der Grenze zu Luxemburg festgenommen worden. Die Anhänger der „Französisch -europäischen Nationalpartei“ (PNFE), unter ihnen vier Deutsche, hatten sich einen Film zu Hitler angeschaut und anschließend „Jagd auf Punks“ gemacht. Dabei schlugen sie drei Personen zusammen. Die Staatsanwaltschaft eröffnete ein Verfahren.

Gegen den Generalsekretär der PNFE, Francois Allouchery, und den Sekretär der rechtsradikalen Polizeigewerkschaft FPIP Serge Lecanu ist am Montag Anklage wegen eines Brandanschlags auf das Ausländerwohnheim in Cagnes-sur-Mer erhoben worden. Dabei wurde im Dezember 1988 ein Bewohner getötet und zwölf verletzt. Gemeinsam mit 16 Gesinnungsgenossen aus der PNFE werden die beiden Neonazis darüber hinaus verdächtigt, an einem Anschlag auf ein Wohnheim in Cannes beteiligt gewesen zu sein.

Die seit zwei Jahren bestehende PNFE hat im August Listen in Umlauf gebracht, auf denen Anschlagsziele in Europa mit Adresse genannt werden. Die PNFE-Mitglieder rekrutieren sich aus enttäuschten Anhängern der Front National, Skinheads, ehemaligen Angehörigen der Terrororganisation aus dem Algerienkrieg OAS und militanten Antisemiten. Im November letzten Jahres hatte die PNFE Übungen im Bombenlegen abgehalten. Polizeiinspektor Lecanu beriet die Neonazis im Umgang mit Polizei und Justiz. Zusammen mit Kollegen war er dabei, eine „SS-Section speciale“ aufzubauen. Aufgabe der Truppe sollte es den gefundenen Dokumenten zufolge sein, die Polizei zu infiltrieren, sich Informationen zu beschaffen und Schutztruppen für rechtsradikale Veranstaltungen zu trainieren. Am 25.Februar hatte Lecanu an einem Neonazi -Treffen in Belgien teilgenommen, um einen Übergang der PNFE in den Untergrund vorzubereiten.

smo