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SPD-Chef Vogel in Warschau Distanz zu polnischen Kommunisten

Warschau (dpa) - Für unverzügliche Hilfe an Polen hat sich SPD-Parteichef Vogel ausgesprochen. In den kommenden Monaten falle dort die Entscheidung auf wirtschaftlichem Gebiet, ob der Reformprozeß gelinge oder scheitere, sagte Vogel am Mittwoch in Warschau nach Gesprächen mit Ministerpräsident Tadeusz Mazowiecki und weiteren Vertretern der neuen Führung.

Auf deutliche Distanz ging der SPD-Vorsitzende, der sich am Vortag mit Arbeiterführer Lech Walesa und den wichtigsten Vertretern der im Parlament vertretenen Solidarität-Fraktion getroffen hatte, zu der kommunistischen Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei (PVAP), mit der die SPD eine ständige Arbeitsgruppe unterhält. Die „einschneidenen Veränderungen“ in Polen gäben Anlaß zu fragen, welche Folgerungen die SPD daraus ziehen werde, sagte er. Wenn sich die Kommunisten in eine sozialdemokratische Richtung entwickeln sollten, so würde er dies begrüßen. Völlig ausgeräumt sind nach Vogels Worten frühere Unstimmigkeiten zwischen SPD und der Solidarität. Diese waren unter anderem entstanden, als es der ehemalige SPD-Vorsitzende Willy Brandt 1985 bei einem Polen-Besuch abgelehnt hatte, zu Walesa nach Danzig zu reisen.

Am Dienstag abend hatten Vogel und die ihn begleitenden SPD -Politiker über zwei Stunden mit Walesa gesprochen. Bei dem Gespräch nannte Walesa die Teilung Deutschlands „nicht logisch“. Sie könne durch die Einigung Europas überwunden werden. Dieser Prozeß stehe unmittelbar vor der Tür.

Vogel beendet an diesem Donnerstag seinen dreitägigen Aufenthalt in Polen mit Treffen bei Staatspräsident Jaruzelski und KP-Parteichef Rakowski. Er fährt nach Budapest weiter, um sich ein Bild über die dortige Entwicklung zu machen.

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