„Gewisse Unsicherheit ist da“

■ Gestern wurden die „Satanischen Verse“ von Salman Rushdie an die Berliner Buchhandlungen ausgeliefert / Im folgenden eine Umfrage zur Verkaufsstrategie

Seit gestern werden die „Satanischen Verse“ von Salman Rushdie an die Berliner Buchhandlungen ausgeliefert. Wäherend Salman Rushdie immer noch im Versteck lebt, weil der Mordbefehl nicht zurückgenommen wurde, haben viele Buchhandlungen schon Angst dabei, das Buch in ihrem Schaufenster oder offen im Laden auszulegen. Das zeigte die gestrige Umfrage der taz in verschiedenen Läden.

Elwert und Meurer in der Hauptstraße: Das Buch wird weder im Schaufenster noch offen im Laden ausgelegt. Eine Mitarbeiterin begründete dies damit, daß man nicht die „Übertapferen spielen“ wolle, weil man ein großes Haus sei und Rücksicht auf die vielen Angestellten nehmen müsse. Auf Nachfrage werde das Buch „natürlich“ verkauft.

Wolffs Bücherei in der Bundesallee: Dort waren die „Satanischen Verse“ gestern noch nicht eingetroffen. Ob das Buch dann ins Schaufenster gelegt werde, sei noch nicht entschieden, man wolle aber „keine Provokationen herausfordern“.

Wohltat'sche Buchhandlung (Zentrale): Das Buch kam gestern im Lager an, war aber noch nicht an die Filialen ausgeliefert. Es soll aber im Schaufenster auslegt werden. „Wir können verstehen, daß andere Läden Angst davor haben, aber das ist traurig, denn auf diesem Wege unterwirft man sich einer Zensur.“

Birckhardt'sche Buchhandlung, Karl Marx Straße: Hier werden die „Satanischen Verse“ nicht im Schaufenster ausgelegt, sondern stehen an „nicht exponierter Stelle“ im Regal. Die Kollegen und Kolleginnen, so hieß es, seien dankbar über diese Entscheidung.

Prinz Eisenherz Buchladen in der Bleibtreustraße: Er verkaufte bereits die engliche Ausgabe offen. Auch die deutsche Ausage wird so drapiert, daß man „gleich drauf stößt, wenn man reinkommt“. Der Grund dafür: Salman Rushdies Werk ist ein wichtiges Buch.

Buchhandlung Herder am Kudamm: „Wir hatten das Buch auf Lager, werden es aber nicht ins Schaufenster oder im Laden auslegen. Man bekommt es bei uns nur auf Nachfrage. Diese Entscheidung haben wir auf Grund der Gefahr eines Anschlages gefällt.“ Es werde befürchtet, daß sich einzelne Leser durch den Inhalt des Buches angegriffen fühlen. Außerdem habe das Buch einen nicht so großen Stellenwert wie vielfach behauptet.

Das Europäische Buch in der Knesebeckstraße: Dort wird das Buch nicht ins Schaufenster gelegt. „Wir haben natürlich Angst vor Anschlägen, haben aber schon wegen anderer Bücher die Scheiben eingeschmissen bekommen. Eine gewisse Unsicherheit ist bei uns vorhanden, aber Angst kann man es nicht nennen.“

Autorenbuchhandlung in der Carmerstraße: Auch hier wird das Buch nicht ins Schaufenster gelegt. „Wir haben keine Angst vor Anschlägen, weil wir schon die englische Ausgabe ausgestellt hatten. Größere Werbung dafür werden wir aber nicht machen.“

Knesebeck 11: „Ich habe das Buch bestellt, aber noch nicht bekommen. Ich habe keine Angst, es auszustellen.“

Camilla Speth am Kudamm: „Ich werde keine Reklame für das Buch machen und werde es nicht im Schaufenster auslegen. Ich habe es bestellt und werde es wie eine normale Neuerscheinung verkaufen.“

Buchladen am Savignyplatz: „Das Buch muß man verkaufen! Ich werde es ins Schaufenster legen, habe es aber noch nicht bekommen.“

Be/ny/plu