Wirtschaftswachstum atemberaubend

■ Der Norddeutsche Groß- und Außenhandel sieht Erfolg

Vierteljährlich ermittelt der Unternehmens- und Arbeitgeberverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistung (AGA) die aktuellen Daten zur Wirtschaftsentwicklung im norddeutschen Handel. Vor der Landespressekonferenz zogen gestern Volker Schmidchen, Sprecher des AGA-Vorstandes, und Dr. Gerald Gehrtz, Mitglied der AGA-Geschäftsleitung, Bilanz für das dritte Quartal 1989. „Der Blick in die Zukunft“, so ließen sie mit aller gebotenen Zurückhaltung wissen, „ist von Optimismus getragen.“ Zwar sei das „atemberaubende Wachstumstempo“ des zweiten Quartals '89 nicht mehr zu halten gewesen, doch bleibe der „Aufwärtstrend im Takt und die Konjunktur robust“.

Daß das laufende Jahr zum Besten der gesamten deutschen Wirtschaft seit Verlassen der Talsohle im Jahre 1982 wird, konnten die beiden Unternehmensvertreter auch mit regionalen Zahlen belegen. In Bremen habe jedes fünfte Unternehmen im Verlaufe des Jahres seine Investitionsausgaben gegenüber der ursprünglich veranschlagten Summe erhöht. Einer Umsatzrendite von mittlerweile 1,5 Prozent steht ein

Beschäftigungszuwachs von 2,5 Prozent zur Seite. Weit über dem Bundesdurchschnitt, so Schmidtchen, liege der Norden bei der Ertragserzielung, der Investitionstätigkeit und dem Beschäftigungszuwachs.

Dennoch bleibe auch in Bremen der Arbeitskräftemangel trotz Arbeitslosigkeit ein gewichtiges Problem. Der Grund: Es fehlen qualifizierte Fachkräfte, die mit Blick auf die vermischten Märkte der EG-Zukunft den Anforderungen des Groß - und Außenhandels entsprechen. Äußerst skeptisch zeigten sich Schmidtchen und Gehrtz gegenüber den Qualifizierungsmaßnahmen bei Arbeitslosen. „Teilweise katastrophale Ergebnisse“ lägen ihnen vor, „was die kulturellen Grundfertigkeiten angeht“. Das duale Ausbildungssystem der Bundesrepublik sei zwar ein „entscheidender Wettbewerbsvorteil“, doch in Zeiten, „wo das Abitur auch keine Gewähr mehr dafür bietet, daß jemand seine eigene Muttersprache beherrscht, geschweige denn eine Fremdsprache“ (Schmidtchen) laufen die Unternehmen Gefahr, ihre europäische Führungsrolle zu verlieren.

anh