piwik no script img

Der Startbahn-Prozeß: Befangenheitsantrag anulliert

Der Prozeß wird sich in die Länge ziehen

Frankfurt (taz) - Im Startbahn-Prozeß vor dem 5.Strafsenat am Oberlandesgericht Frankfurt hat die Staatsschutzkammer gestern einen Befangenheitsantrag der Verteidigung gegen den Beisitzenden Richter und Berichterstatter, Kern, abgelehnt.

Die Anwälte hatten die Abberufung Kerns gefordert, nachdem durch die Aussagen eines als Zeugen geladenen Staatsschutzbeamten des Hessischen Landeskriminalamtes bekannt geworden war, daß Kern dem Zeugen nicht nur vorab das Beweisthema schon mal telefonisch mitgeteilt hatte, sondern den Beamten auch gleich über detailierte Vorwürfe aus den Zeugenaussagen eines Startbahngegners informiert hatte.

Prozeßbeobachter werteten den Ablehnungsantrag - inzwischen hat die Verteidigung drei Dutzend Anträge gestellt - als den gewichtigsten, seitdem bekannt geworden war, daß Senatsmitglied Klein Privatpost der inhaftierten Startbahngegner an die Bundesanwaltschaft weitergab. Eine Ablösung Kerns wurde als wahrscheinlich eingeschätzt. Andernfalls sei ein weiterer Revisionsgrund geschaffen.

In ihrem Beschluß kommen der Vorsitzende Richter Schieferstein und die Richter Klein und Baumecker hingegen zu dem Ergebnis, daß das „Ablehnungsgesuch nicht gerechtfertigt“ sei. Kern habe „den Vernehmungsgegenstand nicht von sich aus, sondern (erst) auf telefonische Nachfrage des Zeugen mitgeteilt“. Für eine Ablehnung gebe es keine triftigen Gründe.

Die VerteidigerInnen haben unterdessen Ablehnungsanträge wegen der Besorgnis der Befangenheit auch gegen die drei beschlußfassenden Richter gestellt. Die Hauptverhandlung im Startbahn-Prozeß wird am 31.Oktober um 9.30 Uhr fortgesetzt.

M.B.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen