piwik no script img

Endgültiges Aus für die Backsteinfabrik?

■ Krach zwischen der Kreuzberger AL und der SPD / Neben dem Kinderbauernhof sollen jetzt Wohnungen gebaut werden

Endgültig abgefahren scheint der Zug für den Verein Kosmos zu sein, der seit Jahren die ehemals besetzte Backsteinfabrik in der Kreuzberger Waldemarstraße für ein Kulturzentrum und ein Gästehaus mieten will. Das Bezirksamt stellte Ende September das Scheitern des Gesamtkonzeptes fest. Das hätte beinhaltet, die abgebrannte KiTa auf dem Gelände des Kinderbauernhofes neben der Fabrik in ein anderes Gewerbegebäude zu verlegen. Kurz darauf wurde die von der gemeinnützigen GSG ausgebaute Backsteinfabrik an andere Gewerbetreibende vermietet. Vorverträge hatten bereits bestanden. Die Vermietung an Kosmos ist nach offizieller Sichtweise daran gescheitert, daß der Verein sich weder in der Lage sah, noch es für gerechtfertigt hielt, den erneuten Umbau der Backsteinfabrik zu bezahlen. Ein Antrag der AL-nahen Baustadträtin Eichstädt, das Bezirksamt solle dazu 350.000 Mark zuschießen, wurde von der SPD/CDU-Mehrheit abgelehnt.

Die Fronten sind nun verhärtet: Unbekannte zerstörten vor einer Woche die Wasserleitungen in der Backsteinfabrik und setzten das Gebäude unter Wasser. Der Eingang der Fabrik wird blockiert. Die SPD erklärte, sie sei nicht gewillt, „der Gewalt zu weichen“. Statt dessen fordert sie, am Rande des Kinderbauernhofes Wohnungen zu bauen und die KiTa zu integrieren. Der Kinderbauernhof solle erhalten bleiben für die Kinderbauern, die schon eine HolzhüttenkiTa auf ihrem Acker als untragbar empfunden haben, eine absurde Vorstellung. Inzwischen haben sich Kreuzberger SPD und AL überworfen, da die AL fordert, die Backsteinfabrik an Kosmos zu vermieten. Im Moment stocken die Verhandlungen. „Es hat nicht viel Sinn, sich zusammenzusetzen, solange nicht das Geld für den Umbau bereitsteht“, meint AL -Fraktionsvorsitzender Helms. Unklar ist immer noch, ob die Versicherung die abgebrannte KiTa bezahlt, wenn sie an einem anderen Ort aufgebaut wird.

Ob das Argument der Finanzen ausschlaggebend ist, darf man bezweifeln. Hinter mehr oder weniger vorgehaltener Hand hört man seit Jahren, die Leute aus dem Umfeld vom Kinderbauernhof und Kosmos seien gewalttätig, schon deswegen dürfe man ihnen keinen Raum geben. Mit dieser expliziten Begründung weigerte sich die GSG jahrelang, an Kosmos zu vermieten. Es trug auch nicht zur allgemeinen Klimaverbesserung bei, daß ein taz-Redakteur anläßlich eines Besuchs der Backsteinfabrik vor zwei Jahren von Unbekannten mit Steinen beworfen wurde. Umstritten ist weiter eine zum Kosmos-Konzept gehörende Sportetage, unter anderem für Kampfsport (deren Betreiber jüngst in den Kosmos-Vorstand gewählt worden ist).

esch

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen