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Nur für Katholiken

■ Bischof fürchtet Bodenverseuchung durch Evangelen und Ungläubige

Frankfurt (taz) - Dyba - der Erzbischof des erzkonservativen Bistums Fulda und das „Flammenschwert Gottes“ - hat wieder zugeschlagen: Im Kirchenbesitz befindliche Grundstücke in einem Neubaugebiet der Stadt sollen nach dem Willen des bischöflichen Generalvikariats in Fulda nur an „Ehepaare mit katholischem Trauschein“ verkauft werden. Nach Informationen der Fuldaer Sozialdemokraten sind Kaufinteressenten für die Grundstücke explizit gefragt worden, ob sie katholisch getraut worden sind. War dies nicht der Fall, erklärte der Beauftragte der katholischen Kirche die Vorverhandlungen für beendet.

Nicht bekannt ist, ob die Interessenten auch Auskunft über ihre Sexualpraktiken geben mußten. Im WDR jedenfalls hatte Bischof Dyba alle Formen der Sexualität mit Ausnahme des ehelichen „Beischlafs“ zur Nachwuchssicherung als „widernatürlich“ bezeichnet. Daß dies auch die Nazis taten, störte Dyba nicht, denn „widernatürlich bleibt widernatürlich“. Schließlich würde heute auch kein Mensch auf die Idee kommen, etwa einen Pyromanen oder einen Kleptomanen als „normal“ zu bezeichnen.

Die Fuldaer SPD ließ bei Dyba anfragen, ob der Oberhirte demnächst tatsächlich Wohngebiete auf die „nordische Art“ nach dem Glauben getrennt - ausweisen und besiedeln lassen wolle. Diese Praxis stehe dem Gedanken der Ökumene diametral entgegen und könne nur als „konfessionelle Apartheid“ bezeichnet werden.

Das Generalvikariat des „Ayatollah aus der Rhön“ (Messinger/Grüne) bleibt dennoch im Irrglauben fest. Jeder Grundstückseigentümer habe das Recht, für die Vergabe seiner Grundstücke Bedingungen festzulegen - eine Auffassung, der sich ein Magistratssprecher der Stadt anschloß. Möglich, daß Dyba demnächst wieder selbst an den Glockenseilen hängt: Mahnläuten gegen die gottlosen Glaubensvermischer von der Fuldaer SPD.

Klaus-Peter Klingelschmitt

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