piwik no script img

In dieser Woche:

■ Jazz Fest '89

Klein aber fein wird es sein, das Jazz Fest '89: Komprimiert auf vier Abende in dieser Woche gibt es ein vorzügliches Musikprogramm mit lokalen Bezügen und einer deutlichen Neugier auf die aktuellen Entwicklungen im Bereich der improvisierten Musik. Nichts ist mehr so, wie es war und für die Jazzmusik stellte sich das Schlagwort von der Postmoderne lange als ein großer Hammer dar, der die Ausdruckskraft kurz und klein hieb und reihenweise Musiker zu der Form der kreativen Kapitulation trieb, die sich auf die eigene Virtuosität zurückzieht und sich Ignoranz nennt. Die neue Generation ist angesagt beim Jazz Fest in Bremen, das Forschen nach neuen Konzepten, die dynamische Bewegung nach dem jahrelangen Stillstand.

Das Festival eröffnet am Montag abend (20 Uhr) mit einem Solo-Auftritt der junge armenisch-stämmige Percussionist und Sänger Arto Tuncboyaci, der mittlerweile fest in die New Yorker Szene integriert ist. Die First Line Band des Tuba -Spielers Bob Stewart wird den Abend fortsetzen. Stewart ist derjenige Tuba-Spieler, der die Wiederaufnahme seines Instruments in die Klangpalette der Jazz-Musik bewirkt hat. Wie damals in New Orleans, übernimmt die Tuba den Bass-Part und muß sich plötzlich nicht mehr vor der Variantenvielfalt und Beweglichkeit des besaiteten Kontrabass verstecken. Das Jack McDuff Quintet schließlich legt das Fundament des Festivals in die klassisch moderne Spielweise der späten 50er Jahre, in die Zeit des Hard Bop . McDuff gilt als der Vorläufer von Jimmy Smith auf der Hammond-Orgel.

Der Mittwoch Abend beginnt mit der Bremer Band Die Dritte Art, die in ihre „expressiv quirlige“ Musik Versatzstücke der verschiedenen Stilarten zwischen Punk, Free-Jazz und Folklore mischen. Es folgt das Bläser-Quartett Fun Horns aus der DDR, dem der Ruch lustvoller Remontage der musikalischen Formen nachweht.

Donnerstag: Zwei konzeptuelle Programme vorwiegend europäischer Großformationen bestreiten diesen Abend. Pearls of Brass Play Erik Satie spielen in einer neuen Version die eigenartig einfache und unprätentiöse Musik von Erik Satie. Die Mike Westbrook Band aus London schließt an mit „Off Abbey Road“ The Music of the Beatles. Das Programm ist deutlich.

Dramaturgisch überzeugend liegt der Höhepunkt der Woche am Freitag. Nach dem Solo-Auftritt des Schlagzeugers Joey Baron spielt die derzeit bemedienrummelte All-Star-Band Naked City, des Saxophonisten John Zorn dessen Montage -Kompositionen. Filmischer, abrupter Schnitt disparater musikalischer Bilder schafft eine harte Reibung, das unvermittelte Wechseln von Stimmungen schafft eine Irritation, die die Musik in einen völlig neuen Zusammenhang rückt. Ein Weg nach vorne.

step

jeweils Schauburg, 20 Uhr

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen