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In aller Munde-betr.: "REPs fest im Sattel", Kommentar von Jürgen Gottschlich, taz vom 24.10.89

betr.: „REPs fest im Sattel“, Kommentar von Jürgen Gottschlich, taz vom 24.10.89

Was will uns der Kommentator mit den folgenden zwei Sätzen sagen? “... Vor zwei Wochen in Nordrhein-Westfalen und an diesem Wochenende in Baden-Württemberg holte die Schönhubertruppe sogar zweistellige Ergebnisse. Und das trotz einer politischen Situation, in der die 'deutsche Frage‘, vor einem Jahr noch ein Thema, das den REPs höchstens von den Vertriebenenverbänden streitig gemacht wurde, wieder in aller Munde ist.“ Daß nicht rechtsradikal sein kann, was sich gesamtgesellschaftlich durchgesetzt hat, weils ja auch der „linke“ Mund und sogar Herrn Gottschlich seiner, mittlerweile genauso plaudert? Ich danke.

Aber es können noch ganz andere, bisher der Schönhubertruppe vorbehaltene, Themen irgendwann in aller Munde sein. Was dann? Um ein naheliegendes Beispiel zu geben: Wenn nach ein paar spektakulären Aktionen einiger afrikanischer Hungerleider auch „links“ Konsens wäre, die afrikanische „Überbevölkerung“ solle besser verrecken, anstatt unseren (Öko)-Kapitalismus und unsere damit verbundenen Privilegien in Frage zu stellen - müßte sich unter solchen Umständen ein taz-Kommentator Gottschlich nicht auch wundern, warum die Rassistentruppe trotzdem Stimmengewinne verbuchen kann? (...)

Warum so polemisch, Herr Leserbriefschreiber? Darum: Weil hier an prägnanter Stelle ein „Und das natürlich wegen“ durch ein „Und das trotz“ ersetzt wurde, und sich so aus der Verantwortung dafür geschlichen wird, daß auch die taz miteingestimmt hat in ein allgemeines Geschrei um die „deutsche Frage“, das in seiner Wirkung die ganze Republik weiter nach rechts gerückt hat.

Karl Kirsch

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