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Notunterkünfte in Münster besetzt

■ StudentInnen protestieren mit der Aktion für ihre wohnungslosen ausländischen KommilitonInnen

Berlin (taz) - Gestern früh hat eine Gruppe von mehr als 20 Leuten im westfälischen Münster Notunterkünfte in der Steinfurterstraße besetzt, die vorübergehend für wohnungslose StudentInnen eingerichtet worden waren. Einen Monat lang waren hier mehrere Sechs-Bett-Zimmer zum stattlichen Preis von acht Mark pro Nacht an die obdachlosen StudentInnen vermietet worden. Obwohl selbst nach offiziellen Angaben der Universität noch immer 2.000 Studierende in Münster auf der Straße stehn und notdürftig bei Freunden oder in Kellerräumen campieren, sollte das Gebäude zum 1.November wieder geräumt und der Universität für den normalen Studienbetrieb zurückggegeben werden. Dem kamen die BesetzerInnen jetzt zuvor.

Das besondere dieser Inbesitznahme des Wohnraums: die BesetzerInnen selbst sind gar nicht wohnungslos. Sie haben jedoch ihre eigenen Wohnungen ausländischen StudentInnen zur Verfügung gestellt, die kaum Chancen haben, eine Unterkunft zu finden. Da AusländerInnen in der Bundesrepublik zu politischer Enthaltsamkeit verpflichtet sind und bei einer Hausbesetzung verschärfte Kriminalisierung zu befürchten hätten, habe man diese Aktion stellvertretend für sie durchgeführt, erklärten die BesetzerInnen. Sie wollen so lange bleiben, bis ihre Forderungen erfüllt sind. Die BesetzerInnen verlangen, daß die okkupierten Notunterkünfte weiterhin wohnungslosen StudentInnen zur Verfügung gestellt werden und zwar kostenlos. Von der Stadt Münster fordern sie die Beschlagnahme von leerstehenden Wohnungen und die Instandsetzung bisher unvermietbarer und vom Abriß bedrohter Häuser. Vorsorglich kündigen die BesetzerInnen der Stadt schon einmal weitere Besetzungen an.

Ve.

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