Knast für Journalisten in Israel

■ Leiter des Alternativen Informationszentrums muß zwanzig Monate hinter Gitter

Tel Aviv (taz) - Dreißig Monate Haft, davon zehn auf Bewährung, lautet das Urteil eines israelischen Gerichts gegen Michel Warshawski, den Leiter des Alternativen Informationszentrums in Westjerusalem. Warshawski muß außerdem 5.000 Dollar Strafe zahlen. Die Begründung: Im Informationszentrum seien Schriften für illegale Organisationen gesetzt worden, genauer: für die „Volksfront für die Befreiung Palästinas“. Das Urteil basierte lediglich auf einer Broschüre, die bei einer Durchsuchung des Büros vor zweieinhalb Jahren gefunden worden war. Der Anklage zufolge hat die Broschüre Anleitungen für palästinensische Gefangene enthalten, wie sie Verhören und Mißhandlungen am besten widerstehen können.

„Der Prozeß fand zur Zeit der Intifada statt, zu einer Zeit, in der Kinder monatelange Haftstrafen erhalten, weil sie Steine geworfen haben, und Palästinenser Jahre in administrativer Haft ohne Gerichtsverfahren verbringen“, sagte Warschawski, der mit der Rechtsanwältin Lea Tzemel verheiratet ist, nach dem Verfahren. „Dieses Urteil ist genauso schockierend wie die Verurteilung eines jüdischen Siedlers zu sechs Monaten Haft, nachdem er ein arabisches Kind getötet hat. Ich bin nicht froh darüber, ins Gefängnis zu gehen, aber in diesen Zeiten ist es vielleicht eine Ehre, inhaftiert zu werden.“

Amos Wollin