: Bald: Mit der U-Bahn von der City zur Stadtmitte
■ Drei neue Buslinien über die Grenze / BVG verhandelt mit BVB über Öffnung weiterer U-Bahnstationen in Ost-Berlin: Alex, Stadtmitte, Rosenthaler Platz / Insgesamt zehn neue Grenzübergänge / Der Regierende Walter Momper: Brandenburger Tor bleibt vorerst zu
Seit Sonntag früh hat die BVG zusammen mit DDR -Verkehrsbetrieben drei neue grenzüberschreitende Buslinien eingerichtet. Nach den Angaben von BVG-Chef Konrad Lorenzen pendeln Busse beider Seiten im „Gemeinschaftsverkehr“ zwischen Tegel und Hennigsdorf, dem Rathaus Spandau und Nauen sowie zwischen Rudow und Schönefeld. Die Buslinie 99, die bislang gleich hinter der Grenze in Drewitz hielt, wurde bis zur Yorckstraße im Potsdamer Holländerviertel verlängert. Die Glienicker Brücke, die die DDR am Samstag als Grenzübergang geöffnet hatte, wurde schon am Sonntag für den Busverkehr wieder gesperrt. Wie es bei der BVG hieß, sprachen die DDR-Behörden von Problemen mit der Statik der Stahlkonstruktion.
„Wir versuchen, weitere Verbindungen nach Ost-Berlin zu schaffen“, sagte BVG-Chef Lorenzen gestern der taz. Mitarbeiter des Verkehrsdirektors hatten sich am Samstag mit den Kollegen von den Ostberliner Verkehrsbetrieben BVB getroffen. Weitere Gespräche sollen folgen. Nachdem die Ost -BVB bereits am Samstag den U-Bahnhof Jannowitzbrücke aufgemacht hatte, will die BVG heute und am Dienstag über die Öffnung der Bahnhöfe Stadtmitte, Alexanderplatz und Rosenthaler Platz verhandeln. Die beiden Schwesterbetriebe können seit jeher über eine direkte Telefonleitung miteinander kommunizieren.
An der Wollankstraße im Wedding soll heute früh um acht Uhr der sechste neue Grenzübergang eröffnet werden. Um 18 Uhr folgt die Falkenseer Chaussee in Spandau. Die neuen Übergänge an der Neuköllner Stubenrauchstraße und der Steglitzer Philipp-Müller-Straße sollen ab morgen früh um acht Uhr zur Verfügung stehen.
Als erstes der insgesamt zehn neuen Löcher in der Mauer wurde am Freitag abend die legendäre Glienicker Brücke wiedereröffnet, zur selben Zeit wie der Übergang Mahlow am Kirchhainer Damm. Vor mehr als 40 Jahren gesperrt, war die Glienicker Brücke der Ort, an dem Ost und West ihre Agenten austauschten. Hier wurde 1962 der sowjetische Spion Rudolf Abel gegen den US-Piloten Gary Powers ausgetauscht. Im Frühjahr 1986 gelangte der Bürgerrechtler Anatoli Schtscharanski über diese Brücke in den Westen.
Als am Samstag pünktlich um acht Uhr der neue Übergang an der Bernauer/Eberswalderstraße im Wedding öffnete, strömten fassungslos weinende Ostberliner durch ein Spalier von klatschenden und johlenden Menschen. Immer wieder fielen sich West- und Ostberliner in die Arme. Hier hatten sich 1961 beim Mauerbau dramatische Szenen abgespielt. Als die Mauer errichtet wurde, sprangen viele DDR-Bürger noch aus den Fenstern der Häuser, die hier entlang der Grenze standen. Die Fenster wurden danach zugemauert, später wurde auch die Häuserzeile abgerissen.
Eine Öffnung des Brandenburger Tors steht nach Meinung von Bürgermeister Walter Momper nicht unmittelbar bevor. Die „zeitweise angespannte Situation“ vor dem Tor werde durch das Großaufgebot der amerikanischen Fernsehgesellschaften, die das Gelände in gleißendes Licht tauchten, leider noch verschärft, sagte Momper gestern nachmittag vor Journalisten.
hmt/dpa/ap
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