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Noch für fünf Jahre Rüstungsaufträge

■ Interview mit Klaus Wedemeier einen Tag vor der MBB-Aufsichtsrats-Entscheidung

Sie werden am Freitag nachmittag im MBB-Aufsichtsrat der Fusion Daimler-MBB zustimmen?

Wedemeier: Wir stimmen uns mit Hamburg ab, ob wir zustimmen. Der Senat hat mir da freie Hand gegeben. Es laufen noch Verhandlungen zwischen Daimler Benz und Hamburg, Voscherau sagte mir (gestern morgen), daß die wohl erfolgreich abgeschlossen werden. Das wäre die Voraussetzung, zuzustimmen.

Sie haben vorgestern mit den MBB-Betriebsräten gesprochen.

Wedemeier: Das war ein sehr nützliches Gespräch, weil ich das (gestern morgen) noch einbringen konnte in die Verhandlungen des Konsortiums mit der DASA, die (gestern) stattfanden. Das Problem der sozialen Absicherung war von Beginn an in den Gesprächen ein Thema. Ich habe mich nur gegen den Vorwurf gewehrt, daß wir noch nicht darauf gekommen wären. Das ist nicht so.

Dieses Konsortium, wenn es so zustande kommt, wird zu einem überwiegenden Anteil von Rüstungsaufträgen leben. Absehbar ist, daß diese Gelder in den nächsten fünf Jahren drastisch gekürzt werden. Wie kann Konversion aussehen?

Wedemeier: Es ist richtig, daß das Konsortium in den nächsten fünf Jahren noch über Aufträge verfügt, die alle auslasten. Das wird nicht so bleiben. Ich bin mit Herrn Triebold schon seit längerem darüber einig, daß wir umsteuern müssen auf zivile Produkte. Deshalb ist es erforderlich, daß das Konsortium über eine gute Eigenkapitalbasis verfügt, um zivile Produkte entwickeln zu können.

Denken Sie jetzt manchmal nicht, daß es ein Fehler war, dieses Thema Konversion in den letzten Jahren privaten Arbeitskreisen und Stiftungen zu überlassen und nicht als Thema der Wirtschaftsbehörde und der Landesregierung ernst zu nehmen?

Wedemeier: Erstens: Ernst genommen haben wir das Thema immer. Zweitens: Wir sind mit unseren bescheidenen Mitteln nicht in der Lage, für die Bremer Betriebe Mittel zur Verfügung zu stellen, um zivile Produkte entwickeln zu lassen. Das kostet ein immenses Geld. Das geht nur, wenn dies ein zentrals Thema auf Bundesebene wird.

Wenn jetzt ein Betriebsrat sagen würde: 'In fünf Jahren stehen unsere Arbeitsplätze auf dem Spiel, weil so schnell andere Produktlinien nicht zu entwickeln sind.‘ Was würden Sie dem sagen?

Wedemeier: Ich bin nicht dafür, daß entlassn wird. Ich bin dafür, daß neue Beschäftigungsfelder gesucht werden, Das wird jetzt unsere Aufgabe sein und ich hoffe, daß wir da erfolgreich sind.

Hoffnung ist ja schön. Gibt es einen konkreten Hinweis für diese Hoffnung?

Wedemeier: Vorschläge gibt es reichlich für zivil Produkte. Ob das alles machbar ist, kann ich nicht beurteilen. Die Konsorten, die sich da zusammengefunden haben, sind sich völlig darüber im Klaren, daß sie umsteuern müssen. Das ist schon einmal eine wichtige Voraussetzung dafür, daß dies auch geschieht. Sonst ist in der Tat die Lage kritisch, denn die Vorgänge innerhalb der Staaten des Warschauer Paktes laufen eindeutig darauf hinaus, daß sich die gegenseitige Bedrohung abbaut. Gott sei Dank. Ich glaube aber, daß der Abbau der Rüstungsausgaben nur zeitverzögert einsetzt. Ich hoffe sehr, daß die Bundesregierung ihre Verantwortung auch gegenüber den Beschäftigten erkennt. Man muß dafür sorgen, daß nicht diejenigen die Zeche bezahlen müssen, die bisher mit den Aufgaben der Verteidigung beschäftigt waren.

Int.: K.W.

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