: Thai-Frau brach das Schweigen
■ Vier ThailänderInnen wegen Menschenhandel und Zuhälterei vor Gericht
Stuttgart (taz) - Vier thailändische StaatsbürgerInnen, zwei Männer und zwei Frauen, stehen in der Landeshauptstadt vor Gericht: Menschenhandel, ausbeuterische und dirigistische Zuhälterei und Förderung der Prostitution lautet die Anklage, die am Donnerstag zu Prozeßbeginn vom Staatsanwalt verlesen wurde. Dem Quartett wird zur Last gelegt, junge Frauen aus Thailand unter falschem Vorwand in die BRD geholt und dort skrupellos ausgebeutet zu haben. Im Sommer 1987 wurden der Anklage zufolge mindestens vier thailändische Frauen über Dänemark hierher geholt. In ihrer Heimat wurde ihnen eine Arbeit als Serviererin oder Tänzerin versprochen. Als „Schleuser“ soll einer der Hauptangeklagten, ein Angestellter einer Fluggesellschaft, fungiert haben. Die andere Hauptangeklagte, Inhaberin der „Hawaii-Bar“ in der Stuttgarter Hauptstätterstraße, soll die Frauen anschließend zur Prostitution gezwungen haben. Aufgeflogen war das Ganze im vergangenen Jahr: Eine der betroffenen Frauen, die im Prozeß als Nebenklägerin auftritt, hatte dem Sozialdienst während eines Krankenhausaufenthalts ihre Situation anvertraut und trotz massiver Drohungen Anzeige erstattet. Nach einer im Sommer 88 in der Bar durchgeführten Razzia wurden die vier Angeklagten festgenommen; die Hauptangeklagten sitzen seitdem in Untersuchungshaft.
Im Prozeß will das Landgericht insgesamt 47 ZeugInnen hören; ein Teil von ihnen lebt in Thailand und soll zu den Verhandlungsterminen eingeflogen werden. Die Staatsanwaltschaft hatte sich mit sehr detaillierten Ermittlungen um diese Möglichkeiten bemüht. Die Vernehmung der ZeugInnen beginnt nächste Woche.
Erwin Single
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