Schneechaos blieb aus

■ Feiertag verhindert Verkehrskollaps / Taxis waren sehr gefragt / Südfrüchte landeten im Schnee / Polizei gibt launige Tips / Nordluft blies dreckige Luft weg

Mancher Finger wurde gestern wund beim Versuch, angesichts der Kälte telefonisch eines der heißbegehrten Taxen zu bestellen. Etwa doppelt soviel Betrieb herrschte beim „Funk -Taxi“, das auch viele Westdeutsche beförderte. Ziemlich unerwartet für die Berliner hielt gestern der Winter seinen Einzug in die Stadt und brachte Autofahrer und Fußgänger in Schwierigkeiten. Zwischen drei Uhr morgens und dem frühen Nachmittag zählte die Polizei 235 Unfälle, die mit Blechschäden ausgingen.

Schlimmer traf es einen Charlottenburger Brummi-Fahrer, der 20 Tonnen Südfrüchte vom Mittelmeer brachte: Der 55jährige wurde schwer verletzt, als sein Sattelzug morgens von der Avus abkam. Die zur Zeit besonders begehrten Früchte kullerten durch die Gegend und mußten mühsam geborgen werden, der Austausch von diesel-verseuchtem Boden dauerte bis in den Nachmittag hinein.

Spürbar besser wurde gestern die Berliner Luft: Hatte die Senatsverwaltung für Dienstag um 17 Uhr noch einen Smogindexwert „bei 69 Prozent des Wertes, bei dem die Warnstufe ausgelöst wird“ angegeben, so sorgte ein nächtlicher Kaltlufteinbruch aus dem sauberen Skandinavien für Besserung. „Wir haben jetzt sehr saubere Luft. Alle Schadstoffwerte betragen weniger als zehn Prozent vom Smogalarm“, meinte Diplom-Meteorologe Klaus Müller von der FU.

Was vielen Berlinern gestern besonders frühe Vorboten eines baldigen strengen Winters zu sein schienen, läßt den Meteorologen tatsächlich cool: „Das Wetter war ganz normal für diese Jahreszeit. Im vergangenen Jahr hatte es sogar schon am 20.November geschneit und 1950 bereits am 27.Oktober“, meint Klaus Müller lakonisch.

Staus gab es gestern nur an den Übergangsstellen nach Ost -Berlin, wo einige bis zu zwei Stunden warten mußten. Wolfgang Lausch vom Lagedienst der Polizei macht dafür das zufällige Zusammentreffen von Feiertag und Wintereinbruch verantwortlich, denn sonst „wäre auf den gegen 6.30 Uhr noch immer spiegelglatten Straßen der Verkehr vermutlich zum Erliegen gekommen“.

Um Unfälle und unnötige Staus zu vermeiden, greift die Polizei zu einer im Ton unüblichen Verkehrserziehung. Mit flotten Sprüchen der Art „Ist die Gradzahl morgens minus, bist in Bus und Bahn du Primus!“ informiert eine Broschüre über sinnvolles Verkehrsverhalten im Winter. Die Schrift kann beim Verkehrssenator und im Polizeipräsidium angefordert werden.

Auch wenn's nicht ums Krankfeiern gehen soll, ist folgender Spruch aus den „Wintertips“ sicher der Gesundheit förderlich: „Bremse sachte, wie auf Eiern, um nicht morgen krankzufeiern!“

Karsten Peters