: Vor's Licht geführt & verGAKeiert
Nacht-Kunst in der Stadt / Die Projektionen am Bremer Dom des Ugo Dossi ■ hier bitte das
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Die einen kratzen am Dom. Andere passieren kopfschüttelnd und schimpfend. Viele staunen, weil es so groß ist. Etliche bemerken es überhaupt nicht.
Die Nordseite des Doms ist mit Kunst bedeckt, die weder gespachtelt noch gesprayt wurde und die im Finstern nicht entsteht, sondern nur da existiert. „Projektionen“ lautet der mehrfach zu deutende Titel der Kunstaktion des Ugo Dossi.
Sein Medium ist das Licht. Der Projektor steht in dem grünbändigen Geldinstitut gegenüber und wirf alle zwei Tage ein anderes Bild gegen den Dom: küssende Teufel, komische Zeichen, Kanonenrohre oder Kirchtürme, über die ein Flugzeug oder eine Friedenstaube fliegen, die einen kreuzförmigen Schatten werfen.
Organisatorin ist die Gesellschaft für aktuelle Kunst (GAK), die aus der Not (wegen des Um
baus der Weserburg hat sie keinen Ausstellungsraum mehr) eine Tugend macht: Sie geht in den öffentlichen Raum. GAK in die Öffentlichkeit
Nachdem schon Georg Hartung die Ostertorwache zum Schwanken brachte, indem er sie bewegt beleuchtete, darf nun der Münchener/Mailänder Ugo Dossi städtische Wände seinen projektiven Phantasien aussetzen. Und die haben es in sich; Dossi will das Unbewußte mobilisieren, die „Metapsyche“ stimulieren, indem er auf die frühe Alchemie, religiöse und archaische Zeichen rekurriert.
Am Debeka-Haus (gegenüber Wache 6) war uns noch Sublimeres in Aussicht gestellt: Hundertstel Sekunden kurze Bilder sollten unmittelbar subkutan wirken (man denke etwa an die tückische Reklame für ein süßes Coffeingetränk) und kreative Prozesse in uns anstoßen.
Doch die KunstsucherIn fühlt sich verGAKeiert, außer einer Leuchtreklame nicht das klitzekleinste Lichtereignis. Organisatorische Gründe... Die Wand immerhin bleibt uns als Fläche eigener Imagination: Was könnte man da alles dranwerfen! Burkhard Straßman
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