: „Erik, der Wikinger“, Film von Terry Jones, GB'89
■ Weihnachtsmärchen für Große
Erik ist ein lieber Wikinger. Wenn er haut und sticht, dann metzelt er irgendwie nur ein bißchen. Wahrscheinlich liegt das an seiner Stubsnase und den babyblauen Wasserfarbaugen. Seine Dorfkumpels, Wikinger von echtem Hägarschrot und Korn vandalieren dagegen, daß es nur so kracht. Wie Wikinger so sind, schlagen sie Feind und Freund zu Brei und wer nicht spurt: RRRumms! Dumpf wabern Rauchschwaden vor Ort und auch die Sitten im eigenen Dorf, kalt wie Schnee, sind von schlechten Eltern. Gut, daß Erik (Tim Robbins) gleich in der ersten Szene beim Draufhauen übers Draufhauen nachdenken muß und bald darauf die Seherin Eartha Kitt trifft, was eine Handlung hervorruft.
„Erik, der Wikinger“, ein weiterer Film aus dem Dunstkreis von Monthy Python, ist eine Mischung aus allen Monthy-Python -Filmen, unter der Regie des Monthy-Python-Regisseurs Terry Jones. Und das bedeutet: Alles schon mal irgendwie gesehen. Aber für Deutschkomödi-Geplagte ist auch britische Deja vu -Respektlosigkeit ein Kinoborn.
Bei Pythons sind Wikingers natürlich in Wirklichkeit Memmen und auf Sandkasten-Entwicklungsstand. Und Erik soll ausgerechnet diese Brüder zur Sonne oder wenigstens zur Freiheit von Wolken führen. In ihrem Land, eine Art Düster -Norwegen, scheint nämlich keine. Die Seherin im Berg, eben Eartha Kitt, orakelt von einem Atlantis-West und einem dortigen Wunderhorn, „His masters voice“. Unsere tumben Recken müssen also dieses und dann noch alles mögliche finden, damit sie die Götter aufwecken können, von wegen der Sonne. Und da stechen sie auch schon in See, so aufrecht es eben geht mit lauter Memmen im Wikingerschiffchen.
Eine Unendliche Geschichte-Odyssee-Kitschpostkarten-Mischung gilt es nun zu bestehen, und alle machen sich die Hosen voll, zusätzlich verfolgt von „Halbtür, dem Schwarzen“ (John Cleese, der clockwise Wanda-Fisch). Endlich erreicht man West-Atlantis, das Inselvolk sieht aus wie lauter geklonte Vico Torrianis und Anja Kruses, da ist auch schon das Wunderhorn, jetzt fix ab zu den Göttern. Nach diversen weiteren Abenteuern landet man dezimiert auf einer Traumwaberwiese und von fern leuchtet ein Adventskalenderdörfchen, das ist Walhalla. Kurzum: Die Götter sind Kinder. Die Toten wollen tot bleiben. Lebende zurück. RRRums. Sonne da. Klasse. Friede auf Erden. Claudia Kohlhas
UT 4, 15.30, 18.00, 20.30, Fr/Sa 23 Uhr
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen