Wiederaufarbeitung stark eingedampft

Atomwirtschaft will nur 3.000 Tonnen Brennelemente im Ausland wiederaufarbeiten / Beteiligung an Cogema wackelt  ■  Von Gerd Rosenkranz

Berlin (taz) - Die im Zusammenhang mit der Abkehr von der WAA Wackersdorf angekündigte Verlagerung der Wiederaufarbeitung abgebrannter Brennelemente nach Frankreich und Großbritannien soll auf höchstens ein Drittel des ursprünglich anvisierten Umfangs eingedampft werden. Nicht mehr aktuell ist die insbesondere von Bundesreaktorminister Töpfer eingeforderte Beteiligung bundesdeutscher Stromkonzerne an der Wiederaufarbeitung im Ausland. Das bestätigten gestern Sprecher mehrerer Atomkraftwerksbetreiber und der Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke gegenüber der taz.

Über den in den vergangenen Monaten zwischen den bundesdeutschen Atomstromern und der französischen Cogema in La Hague beziehungsweise der britischen BNFL in Sellafield ausgehandelten Vertragsentwürfe brüteten gestern Bundesreaktorminister Töpfer und eine Delegation der Stromkonzerne unter Leitung des RWE-Vorständlers Franz-Josef Schmitt. Die fertigen Verträge sollen „noch in diesem Herbst“ unterzeichnet werden.

Die Laufzeit der Kooperation wurde in den nun vorgelegten Vertragsentwürfen von ursprünglich zwischen Veba und Cogema ausgehandelten mindestens fünfzehn Jahren auf den Zeitraum zwischen 1999 und 2005 begrenzt. Insgesamt will die Stromwirtschaft als Ersatz für Wackersdorf bis 2005 nur noch etwa 3.000 Tonnen abgebrannter Brennelemente in Frankreich und Großbritannien wiederaufarbeiten. Ursprünglich sollte Cogema allein zwischen 1999 bis 2015 jährlich zwischen 400 und 600 Tonnen durchsetzen.

Damit scheinen sich innerhalb der bundesdeutschen Stromwirtschaft endgültig die AKW-Betreiberfirmen durchgesetzt zu haben, die möglichst rasch aus der Fortsetzung auf Seite 4

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Wiederaufarbeitung aussteigen und die abgebrannten Brennelemente direkt endlagern wollen. Insbesondere süddeutsche Stromversorger hatten für möglichst kurzfristige Verträge mit den ausländischen Wiederaufarbeitern plädiert.

Der Streit innerhalb der Stromwirtschaft über die Beteiligung deutscher Konzerne an der WAA La Hague hält unterdessen unvermindert an. Nach Auffassung eines der süddeutschen Elektrizitätsversorger ist davon „immer weniger die Rede“. Es sei „ohnehin nie recht klargeworden, wer sich eigentlich woran wie beteiligen solle“.

Dagegen erklärte der Sprecher der Veba, Heinrich Wilckens, für sein Unternehmen sei „eine Beteiligung ab 1999 nach wie vor aktuell“. Die Veba ist die Mutter des größten bundesdeutschen Atomstromproduzenten Preussen Elektra. Damit folge man Bundesreaktorminister Töpfer, der die Beteiligung stets als „wesentlichen Bestandteil des europäischen Konzepts“ nach dem Ausstieg aus Wackersdorf bezeichnet habe.

Der Beteiligungsumfang - ursprünglich war von 49 Prozent die Rede - solle sich an der Menge der vertraglich vereinbarten Wiederaufarbeitung orientieren. Zum möglichen mittelfristigen Verzicht auf die Wiederaufarbeitung und einer entsprechenden Änderung des Atomgesetztes sagte Wilckens,

„zumindest die Veba“ fühle sich bis dahin an die Rechtslage gebunden.