: Der Revolution fehlte die Gewalt
Washington (dpa) - Die amerikanischen Fernsehgesellschaften berichten nach wie vor ausführlich und an prominenter Stelle über die Entwicklungen in Mittel- und Osteuropa - doch sind, wie die 'Washington Post‘ aufgrund der neuesten Einschaltquoten berichtete, die Amerikaner offenbar nicht besonders gefesselt.
Selbst die dramatischen Bilder unmittelbar nach der Öffnung der Berliner Mauer haben keinen Anstieg der Einschaltquoten gebracht. Im Gegenteil: Die Zeitung zitierte eine Sprecherin der Gesellschaft ABC, derzufolge die Zahl der Zuschauer bei den abendlichen Nachrichtensendungen der drei Großen ABC, CBS und NBC seit Anfang November durch die Bank leicht zurückgegangen sei.
Sondersendungen über die Entwicklungen in der DDR und später in der CSSR haben nur mittelmäßige Einschaltquoten gehabt. Eine ABC-Magazinsendung wenige Tage nach dem 9.November, die sich nur mit der Berliner Mauer beschäftigte, hatte nach Angaben des Senders die schlechtesten „Ratings“ seit Einführung des Magazins vor mehreren Monaten.
Die Protestaktionen chinesischer Studenten Ende Mai und das Erdbeben in San Francisco hatten die Einschaltquoten für Nachrichten- und Sondersendungen noch emporschnellen lassen. US-Fernsehgewaltige haben angesichts dessen vor allem zynische Erklärungen für das jetzt vergleichsweise geringe Interesse. Ein hoher ABC-Manager meinte, den Ereignissen in Mittel- und Osteuropa fehle wohl das Element der Gewalt. Und CNNs Nachrichtenchef Ed Turner sagte nach Angaben der 'Washington Post‘: „Hätte es in Ost-Berlin einen Platz des Himmlischen Friedens gegeben, hätten wir gewaltige Einschaltquoten gehabt.“
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