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Entscheidende Impulse-betr.: "Wird West-Berlin eine sozialistische Stadt?", taz vom 25.11.89

betr.: „Wird West-Berlin eine sozialistische Stadt?“,

taz vom 25.11.89

Muß das öffentliche Bewußtsein in den „ökonomisch unreifen Gesellschaften“ Osteuropas und der sogenannten Dritten Welt wirklich erst alle Phasen der Geschichte der kapitalistischen Industriegesellschaften durchlaufen? Hätte das Modell einer ökologischen Gesellschaft nur dann eine Chance, wenn jene Länder alle Fehler von uns übernommen und nachgeahmt haben werden?

Die Ereignisse der letzten Wochen, die von den Medien übermittelte Konsumbegeisterung der DDR-BürgerInnen, aber auch manche anderen Erfahrungen scheinen die skeptischen Überlegungen der Verfasserin zu bestätigen. Sollte sie damit Recht behalten, wäre allerdings das Ende alles menschlichen und höheren tierischen Lebens auf der Erde bald abzusehen.

Wir wissen doch inzwischen, daß die Erde als Ökosystem einen auf alle Menschen übertragenen durchschnittlichen Lebensstandard der westeuropäisch-nordamerikanisch -japanischen Industriezivilisation nur sehr kurze Zeit - ein paar Jahre oder auch nur Monate - aushalten kann. Der gewaltige Ressourcenverbrauch und die Wärme- und Schadstoffemissionen würden bald zum Zusammenbruch führen.

Diese verschwenderische Lebensform darf sich nicht weltweit ausbreiten, und wegen der unerwünschten Nachahmungseffekte und aus Gründen der Gerechtigkeit und Solidarität muß sich bei uns erst einmal sehr viel ändern.

Wenn unser Lebensstandard nicht für alle möglich ist, muß der Güterverbrauch bei uns reduziert werden. Wenn die Erde eine Automobilisierung aller Menschen nicht verkraftet, darf auch bei uns niemand mehr ein privates Auto fahren.

Zum Glück stellen sich nicht nur in den westlichen Industrieländern, sondern auch in Osteuropa und in der Dritten Welt viele Menschen der Entwicklung zur zerstörerischen Konsumgesellschaft entgegen, bevor sie von ihren Produkten übersättigt sind. Von ihnen gehen die entscheidenden Impulse für eine zukünftige Politik aus, und sie zeigen ein politisches Denken und Handeln, das weit über jeden „ehrbaren Idealismus“ hinausgeht.

Jörg Schulz-Trieglaff, Hannover 91

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