Rechtsradikale wieder in Nationalversammlung

■ Die Nationale Front Le Pens zieht erneut ins französische Parlament ein

Paris (dpa/afp) - Die rechtsextreme Nationale Front (FN) von Jean-Marie Le Pen hat bei Nachwahlen am Sonntag wieder den Sprung in die französische Nationalversammlung geschafft. Unter dem Eindruck der Debatten um steigende Ausländerzahlen, um das Tragen islamischer Kopftücher in Schulen und um den Bau von Moscheen errang die FN-Kandidatin Marie-France Stirbois im zweiten Wahlgang in Dreux (bei Paris) 61,3 Prozent der Stimmen. Ihre Parteifreundin Marie -Claude Roussel unterlag in Marseille nur mit 1.404 Stimmen dem bürgerlichen Kandidaten der UDF.

Nach dem ersten Wahlgang am vorletzten Sonntag hatten Kommunisten und Sozialisten dazu aufgerufen, sowohl in Dreux als auch in Marseille für die Kandidaten der bürgerlichen Parteien zu stimmen, um die FN zu stoppen. Aus Wählerumfragen geht hervor, daß in Dreux weniger als zwei Drittel der Linken diesem Appell gefolgt waren.

Als Reaktion auf das starke Abschneiden der FN, die im Wahlkampf vor allem auf rassitische Ressentiments gesetzt hatte, kündigte der sozialistische Premier Michel Rocard noch am Wahlabend hartes Vorgehen gegen den steigenden Ausländerzustrom an. Frankreich könne nicht „das ganze Elend der Welt aufnehmen“.

Der Chef der oppositionellen neogaullistischen RPR, Jacques Chirac, bewertete das Ergebnis als Zeichen von „Besorgnis und Unzufriedenheit der Franzosen“. Sozialistenchef Pierre Mauroy sprach von einem „schwarzen Sonntag“. Die FN hatte zuletzt keinen Abgeordneten in der Nationalversammlung, nachdem ihre einzige Abgeordnete kurz nach den Wahlen 1988 aus der Partei ausgeschlossen worden war.