: 30 Stunden DDR-Sonderberichte
■ „Wiedervereinigungseuphorie“ journalistisch „rationalisieren“
Nach Meinung von ARD-Chefredakteur Martin Schulze wird die „kommende Phase“ in der Berichterstattung über die Veränderungen in der DDR „journalistisch schwieriger“. Die „Wiedervereinigungseuphorie“ müsse von der ARD „im besten französischen Sinne rationalisiert“ werden. Dafür seien vor allem erklärende Hintergrundberichte vonnöten. Angesichts der überraschenden Öffnung der DDR-Grenze hat die ARD nach Schulzes Auffassung gezeigt, daß die vorhandene „Infrastruktur“ der ARD, die oft als unmäßig kritisiert worden sei, „optimal geeignet“ sei, um auf sich überstürzende Ereignisse journalistisch angemessen reagieren zu können. Auch habe diese Zeit erneut „die Notwendigkeit der schnellen Entscheidungen“ bewiesen.
Mit ihrer aktuellen Programmleistung zur Umwälzung in der DDR sieht sich die ARD vor allen Konkurrenten liegen. Fast 30 Stunden Sonderberichterstattung - so die Bilanz der ARD. Das ZDF komme dagegen nur auf 14 Stunden und RTL plus lediglich auf eineinhalb Stunden. In der ARD-Rechnung enthalten sind 17 Stunden Reportagen, Interviews und Diskussionen, die von durchschnittlich 4,18 Millionen Zuschauern verfolgt worden seien. Einzelne Brennpunkt -Ausgaben, am 9. und 11.November, erreichten sogar 11,6 bzw. 10,8 Millionen Zuschauer (32 bzw. 29 Prozent).
Ihren Anspruch, der deutsche Informationskanal zu sein, hat die ARD nach Meinung ihres Programmdirektors Dietrich Schwarzkopf damit „voll erfüllt“. Zum Abschluß der ARD -Hauptversammlung in Stuttgart bedankte sich Schwarzkopf am 30.November ausdrücklich bei allen Mitarbeitern für ihre Einsatzbereitschaft. Die hergebrachte Regel, wonach die Presse bei der Themensetzung führe und das Fernsehen folge, sieht Schwarzkopf derzeit außer Kraft gesetzt. Das Fernsehen habe Menschen unmittelbar teilhaben lassen und sei auch für Pressekollegen oft die erste Informationsquelle gewesen.
epd
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