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Galla versucht, Senat zu erpressen

■ Drohbriefe an Klaus Wedemeier und Vera Rüdiger: Auf Schadensersatz verzichten oder ich packe aus / Staatsanwaltschaft ermittelt

Aribert Galla, von guten (Partei)freunden früher liebevoll „Ari“ genannt, einem größeren Publikum besser als Ex -Direktor der „Schwarzgeld-Klinik“ bekannt, ist wieder da. Der Mann, der - seit es um Wahrheitsfindung über die Geschäfte im St.-Jürgen-Krankenhaus geht - vor allem durch Schweigen glänzte, hat sich aus seiner neuen Heimat im ostfriesischen Neuenburg ziemlich lautstark zurück gemeldet. Und zwar direkt bei Bürgermeister Klaus Wedemeier und Gesundheitssenatorin Vera Rüdiger. Denn: Inzwischen geht es nicht mehr um Wahrheitsfindung. Inzwischen geht es ums Geld. Um Aribert Gallas Geld.

436.187 Mark und 67 Pfennig will die Bremer Gesundheitssenatorin von Aribert Galla zurückhaben. Soviel, haben die Mitarbeiter der Gesundheitsbehörde ausgerechnet, haben die jahrelangen Schiebergeschäfte Gall, den Bremer Steuerzahler mindestens und nachweislich gekostet.

Auf die Endabrechnung seiner Sünden in Mark und Pfennig reagierte Galla allerdings nicht mit einem Raten -Zahlungsvorschlag, sondern mit einem handfsten Erpressungsversuch. So jedenfalls wertet die Staatsanwaltschaft die beiden Antworten Gallas an Klaus Wedemeier und Vera Rüdiger. Staatsanwalt Volker Dütschhold, der auch die Ermittlungen gegen Galla wg. „Bestechlichkeit“ und „Untreue“ leitet, eröffnete inzwischen ein weiteres Ermittlungsverfahren.

In seinen beiden Schreiben weist Galla nämlich nicht nur sämtliche Regreßforderungen „insgesamt als unbegründet und willkürlich“ zurück. Er verrät Bürgermeister und Gesundheitssenatorin auch, was er zu tun gedenkt, wenn sie weiterhin auf Zahlung bestehen, nämlich: Auspacken. Ausdrücklich weist der Ex-Klinik-Chef die Senatorin auf die „politischen Risiken“ hin, die die weitere „Auseinandersetzung mit mir mit sich bringen müßte.“ Und darauf, daß er diese Auseiandersetzung „mit jeder notwendigen Härte“ zu führen gedenke. Auch Wedemeier läßt Galla wissen, daß er sich im Zweifelsfall leider „zum weiteren Schaden für Bremen, für die sozialdemokratische Partei, deren Regierungsfähigkeit und anstehende evtl. negative Wahlentscheidungen beizutragen“ müsse. Klartext: Wedemeier höchstpersönlich soll seine Gesundheitssenatorin zurückpfeifen. Sonst, so Galla, sehe er sich gezwungen, „sämtliche mir in meiner langen Dienstzeit bekanntgewordenen Sachverhalte aus der Bremischen Verwaltung anzuführen und zu diskutieren, in denen Fehlentscheidungen mit der Folge von schweren wirtschaftlichen Nachteilen für Bremen getroffen wurden oder aufgrund fehlerhaften und unkorrekten Verwaltungshandelns entstanden sind.

Galla hält sich jedenfalls nicht für das einzige schwarze Schaf in der Bremer Verwaltung und bietet Wedemeier sogar „aussagefähiges Material, und nicht nur aus dem Gesundheitsbereich“ zum Beleg seiner These an.

Ganz im Gegensatz zu den unverblümten Drohungen hält sich der ehemalige Klinik-Direktor allerdings mit konkreten Hinweisen sehr zurück. Nur daß die Frauenklinik „einige Millionen DM“ billiger hätte gebaut werden können, verrät Galla dem Bürgermeister. Einen halbwegs konkreten Hinweis enthält allein Gallas Schreiben an Vera Rüdiger. Der Gesundheitssenatorin, die auch ein Galla-Geschäft mit der Bremer Baufirma Engeland zum Anlaß für Regreßforderungen genommen hatte, deutet Galla immerhin an, daß es dann auch bei vielen anderen Bauaufträgen Bremens an die Baufirma nicht mit rechten Dingen zugegangen sein kann. Bei einer Überprüfung will Galla notfalls beantragen, „daß alle von Behörden der Statdt Bremen bei der Firma Engeland beauftragten Arbeiten gleichermaßen untersucht werden.“ Und ergänzt: „Bei der Feststellung von Nachteieln für die Stadt müßten auch die anderen Veranlasser zu Schadenersatz herangezogen werden“.

Rüdiger zeigte sich allerdings keineswegs beeindruckt von Gallas Erpressungsmanövern. Sie gab seinen Brief zur Weiterbearbeitung an ihre Mitarbeiter mit dem Vermerk „Es versteht sich von selbst, daß uns 'Drohungen‘ nicht zum wie es heißt - Überdenken unserer Vorgehensweise veranlassen können.“ Anders als von Galla erhofft reagierte auch Bürgermeister Wedemeier. Er leitete die Galla-Post kurzerhand an die zuständige Senatorin, die es der Staatsanwaltschaft weitergab.

Am Freitag will Untersuchungsausschuß entscheiden, ob er Galla und Wedemeier noch einmal in Zeugenstand lädt.

K.S.

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