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Skandal um Rover

■ Ex-Industrieminister Young wollte beim Verkauf des Auto-Bauers an British Aerospace die EG-Kommission umgehen

London (dpa/taz) - Der Verkauf des britischen Staatsunternehmens Rover im Juli 1988 an den Luft- und Raumfahrtkonzern British Aerospace (BAe) wird für die Regierung in London zunehmend zu einem Skandal. Nachdem der Rechnungshof bemängelt hatte, daß die Regierung den Automobilhersteller „deutlich unter Wert“ und damit zu Lasten des Steuerzahlers an BAe verkauft hatte, kommen nun vertrauliche Briefe des damaligen Handels- und Industrieministers Lord Young zutage, die die ohnehin angeschlagene Regierung unter Premierministerin Margaret Thatcher erneut schwer belasten.

Aus den der Labour-Opposition zugespielten Briefen geht hervor, daß Young mit dem Chef von British Aerospace, Roland Smith, über Wege diskutierte, wie die tatsächlichen Vertragseinzelheiten verschleiert werden können, damit das Unterhaus und die EG-Kommission nicht merken, daß BAe Rover zu weitaus günstigeren Bedingungen bekam als offiziell verkündet. So erlaubte Lord Young der BAe-Spitze, Rover ohne Strafe wieder zu verkaufen - obwohl der Vertragstext offiziell für den Fall des Verkaufs innerhalb von fünf Jahren eine Rückzahlung von 650 Millionen Pfund (1,8 Milliarden DM) vorsieht.

British Aerospace hatte Rover für nur 150 Millionen Pfund, rund 420 Millionen DM, erworben, obwohl laut Rechnungshof der Unternehmenswert bei mindestens 206,5 Millionen Pfund lag. Aber auch dieser Betrag ist nach den Geheimabsprachen erst Ende März 1990 fällig. Lord Young diskutierte in einem Brief an BAe-Chef Smith, wie eine mögliche Entdeckung dieses nicht zulässigen Zahlungsaufschubs durch die zuständige EG -Kommission vermieden werden kann.

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