PKA - „eine kleine WAA“

■ Interview mit Mitarbeitern der Bremer Bürgerinitiative gegen Atomanlagen

taz: Im Genehmigungsverfahren für die „Pilot -Konditionierungs-Anlage“ beim niedersächsichen Umweltministerium soll im Dezember eine erste Teilerrichtungsgenehmigung erteilt werden. Was verbirgt sich hinter dem Kürzel PKA?

Achim Fielitz: Das ist eine Anlage in der alle anfallenden Arten von Atomabfall behandelt werden sollen, um sie dann endzulagern. Das sind alle möglichen Arten von Brennelementen, die nicht mehr verwendet oder wiederaufbereitet werden können, zum Beispiel die Graphitkugeln aus dem THTR, die müssen endgelagert werden. Das sind MOX-Brennelemente, die können ebenfalls nicht wiederaufbereitet werden. Das sind Brennelemente mit einem sehr hohen Abbrandt, die sind so vergiftet, mit Spaltprodukten, daß sie auch nicht wieder aufbereitet werden können.

Martin Nowacki: Auch alle Sachen, die kaputtgehen, Fässer, Castor-Behälter, Flüssigkeiten, die verdampft werden, halt alles, was im atomaren Kreislauf kaputtgeht, wird in dieser Konditionierungsanlage entweder neuverpackt, neu zusammengestellt oder endlagerfertig bearbeitet.

Achim Fielitz: Vor allen Dingen sind es auch die Abfälle, die aus den WAA's von La Hague und Sellafield zurückkommen.

Wie schätzt ihr das Gefährungspotential einer solchen Anlage ein?

Martin Nowacki: Die PKA hat ungefähr den gleichen Schadstoffausstoß bei „nur“ 35 Tonnen Durchlauf wie die geplante WAA in Wackersdorf.

Wieviel Tonnen sollten dort verarbeitet werden?

Martin Nowacki: 350 Tonnen. Die PKA erreicht mit einem Zehntel Jahresdurchlauf den gleichen Schadstoffausstoß wie die damals in Wackersdorf geplante Anlage.

Das ganze steht in einem europäischen „Entsorgungskonzept“. Könnt ihr den Stellenwert der PKA für dieses Konzept einmal umreißen?

Martin Nowacki: Mit dem Verzicht auf die Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf stand eine Umorientierung der Atomenergiewirtschaft in der Bundesrepublik. Die Wiederaufbereitung wird in Frankreich und in England betrieben, der Rest, die Vorbereitung von Endlagerung und Abfallbeseitigung, kommt in die Bundesrepblik, speziell nach Norddeutschland.

Es deutet sich bereits an, daß Frankreich und England auch aus der Wiederaufbereitung aussteigen wollen, und direkte Endlagerung das neue Spielzeug der Atomlobby wird. Dafür ist die PKA das Schlüsselprojekt. Hier wird ein Projekt probiert, mit dem man die direkte Endlagerung praktikabel machen könnte. Dafür ist der Standort dann gut gewählt, weil das Endlager gleich in der Nähe ist.

Warum wird in der Öffentlichkeit so wenig diskutiert darüber?

Martin Nowacki: Nach dem Verzicht auf die WAA haben viele gedacht, die Atomenergie verabschiedet sich, die sind am Ende. Das genaue Gegenteil ist eingetreten. Die haben geguckt, daß sie sich nicht gegenseitig in Europa auf die Füsse treten.

Ich denke auch in Bremen kann mit dem Kürzel PKA fast niemand was anfangen. Deshalb müssen wir ganz deutlich sagen: Das ist eine kleine Form von WAA, die da nach Norddeutschland soll, mit der gleichen Gefährlichkeit wie Wackersdorf.

Fragen:hbkPKA - Eine neue Atomfabrik für Norddeutschland! 'PKA - Nix Da! - Wir sind einfach vorher da!‘ es sprechen ein Vertreter aus dem Wendland und Gerald Kirchner von der Uni Bremen - im BBA-Laden, St. Paulistr. 10/11 um 20.00