: Teurer Bauschutt
Die Köpenicker Altstadt wurde in den letzten Jahren mit Millionenaufwand rekonstruiert. Doch schon seit längerer Zeit kann man wieder Risse an den Häuserwänden beobachten, ja ganze Balkonfassaden lösten sich. Schuld sind Straßenbahnen, die mit zügigem Tempo über die holprigen Schienen donnern und somit starke Schwingungen hervorrufen. Ganz davon abgesehen, daß für die „Elektrische“ im Bereich Kietzer Straße/Grünstraße noch eine wirkliche Lösung fehlt, dürften durch die dortige 10-km/h-Begrenzung keine derartigen Schäden auftreten, wenn sich alle Fahrer daran halten würden.
Den Anwohnern reichte es dann irgendwann, den Zahn der Straßenbahn an ihren Häusern nagen zu sehen. Bei Kontrollen kamen sie auf eine durchschnittliche(!) Geschwindigkeit der Straßenbahnen von 22 km/h, wobei die Ein- und Aussetzfahrten mit bis zu 38 km/h Rekordmarken aufstellten. Diese Ergebnisse wurden allerdings vom BVB-Direktor Friedrich Jakobs und dem Verkehrsbezirksdirektor Günter Kowalt geleugnet. Als sich Chefdispatcher Klaus Matschke auf Bitte der 'BZ‘ Anfang November mit Vertretern des betroffenen WBA 042 traf, kam man zur gemeinsamen Feststellung, daß viele Bahnen zu schnell fuhren. Das solle sich ändern, versprach Klaus Matschke.
Doch bis heute ist alles beim alten geblieben. Die Risse wachsen. Vielleicht können wir in 15 Jahren die Köpenicker Altstadt als teuren Bauschutt begutachten. BÄRCHE
Nachdruck aus der 'Berliner Zeitung‘ von gestern
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