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Zwei F-16 knapp neben Chemieanlage abgestürzt

Einer der US-Piloten tot / Technische Defekte der „besten Maschinen der Welt“ angeblich ausgeschlossen / Wie durch ein Wunder entging die Zivilbevölkerung einer Katastrophe / US-Luftwaffe will bis zur Ursachenklärung weitere Übungsflüge über der BRD einstellen  ■  Von Joachim Weidemann

Maxdorf (taz) - In den Luftcrash über dem pfälzischen Maxdorf waren am Montag nicht nur zwei, sondern drei US -Militärflugzeuge verwickelt: zwei Maschinen vom Typ F-16 aus Hahn und eine F-15 aus Bitburg. Die F-15 kam ungeschoren davon. Die beiden anderen dagegen waren offenbar bei luftkampftaktischen Übungen in Windturbulenzen geraten. Der Crash kostete einen F-16-Piloten das Leben; der Pilot der zweiten F-16 überlebte.

US-Pressesprecher Dough Moore gab die Flughöhe der nur einsitzigen Maschinen mit etwa 3.000 Metern „über Grund“ an. Er schloß Tiefflug aus. Deutsche Stellen, wie die Bundesanstalt für Flugsicherheit in Frankfurt oder das Luftwaffenamt in Köln, wollten sich „mangels Zuständigkeit“ nicht äußern.

Wie Moore weiter erläuterte, seien die beiden F-16 nicht mit scharfer Kampfmunition bestückt gewesen, sondern mit je fünfhundert 20mm-Geschossen Übungsmunition. Doch auch diese Munition ist keineswegs harmlos: Laut Polizei nämlich explodierten einige der Geschosse nach dem Absturz in Maxdorf, wobei jedoch niemand verletzt worden sei.

Moore schließt technische Defekte der Maschinen nahezu aus. Die F-16 sei „the most sophisticated aircraft“ der Welt, also das Beste, was die Rüstungindustrie derzeit zu bieten habe. Wie gewöhnlich in solchen Fällen wurde eine deutsch -amerikanische Untersuchungskommission eingesetzt.

Das pfälzische Maxdorf entrann nur um Haaresbreite einem Fiasko. Große Teile der weit zerstreuten Trümmer und Munition schlugen in den Maxdorfer Großmarkt ein, wo sich sonst Händler mit Obst und Gemüse eindecken. Wären die beiden F-16 am Morgen abgestürzt und nicht gegen 16 Uhr nachmittags, wäre die Markthalle vielen Menschen zum Grab geworden. Denn unter den Trümmern befand sich nicht nur explosive Übungsmunition, sondern auch der Hydrazintank einer der F-16, der leck und leer war. Das giftige Hydrazin dient als Treibstoff für die Notaggregate der Maschinen. Es entzündet sich leicht und entwickelt ätzende Dämpfe.

Bei den Räumungsarbeiten klagten Polizisten und Feuerwehrleute, die wahrscheinlich das giftige Gas eingeatmet hatten, über Reizungen der Atemwege. Sie wurden untersucht, benötigten aber nach Polizeiangaben keine weitere Behandlung. Der zweite Hydrazintank schlug mit anderen Trümmern zehn Kilometer weit von Maxdorf entfernt ein, ebenfalls leck. 80 Kubikmeter verseuchtes Erdreich mußten abgetragen werden. Einer der Schleudersitze wurde über 20 Kilometer entfernt bei Frankental gefunden.

Nur 50 Kilometer von der Unglücksstelle entfernt befinden sich Anlagen der chemischen Industrie. Und auch die die BASF -Stadt Ludwigshafen liegt in der Nähe. Nicht auszudenken, welches Inferno ein Absturz auf deren Industriekomplex entfesselt hätte.

Der Mainzer Innenminister Geil (CDU) nannte es „reinen Zufall“, daß der Absturz glimpflich verlaufen sei. Der Ministerrat des Landes forderte, wie auch die Landes-SPD und die Grünen, die US-Streitkräfte auf, sämtliche F-16-Flüge bis zur Klärung der Unglücksursache einzustellen. Der Kommandeur der 17. Air Force soll bereits entschieden haben, bis zur Aufklärung des Zusammenstoßes die taktische Luftkampfausbildung von Piloten über dem Gebiet der BRD auszusetzen.

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