: Kunstlicht
■ Quarkmaske, Kopiererausstoß, Nervenkunst und ein Verlust: Ausstellungen in der Angestelltenkammer, dem Schlachthof, der Villa Ichon und bei "Michael"
Quarkmaske, Kopiererausstoß, Nervenkunst und ein Verlust
Ausstellungen in der Angestelltenkammer, dem Schlachthof,
der Villa Ichon und bei „Michael“
BATMINNA kämpft gegen Gewalt, Sexismus und Unterdrückung. Wo? In der Angestelltenkammer, noch bis zum 1.1. Dort werden Cartoons von Jutta Bauer gezeigt, deren Reportagen aus dem Alltag Brigitte-Leserinnen seit '85 bereits bekannt sind. Bauer recherchiert den typischen Alltag im Leben einer linken, berufstätigen Mutter (Selbstbildnis?). Zwischen morgendlicher Familienfütterung (Bio-Müsli), Kinderabgabe, Büro, Yoga und ein bißchen Haushalt, rührt sie sich schnell mal eine Quarkmaske ins Gesicht, wenn sie nicht gerade mit ihren Speckringen zu kämpfen hat.Hart arbeitet sie auch an der Verwirklichung der müllfreien Gesellschaft, zumindest in der eigenen Wohnung. Da ist es auch kein Wunder, wenn sie selbst während einer Demo immer mit einem Auge in die Schaufenster schielt. „Bikini: 185 DM für 125 Gramm Stoff“. Und das Spülmittel ist auch alle. Kindernervereien und Beziehungsfrust -„Kein Mensch massiert mir die Füße“ bewegen sie tief. Und für die Macker wird „Wolfgang“ vorgestellt, die „Zeitschrift für den zeitgemäßen Mann“. (Bürgerstraße / Violenstraße)
Im Turm des Schlacht hofs(Schlüssel unten nicht vergessen!) wird der Copy Art gefröhnt. Jürgen Amelung, HKM-Absolvent, gibt einen Einblick in das meist unentdeckte kreative Seelenleben der Kopierer. Copy Art ist als Entdeckung der Achtziger sicher eines der Kunstmedien der Zukun. Nur haltbar sind die Ergebnisse noch nicht, die Kopie scheut das Licht. Wir sind da aber voller Hoffnung auf den nächsten Technologie-Schub. Fotografien werden immmer wieder übereinanderkopiert, verschoben, hochgezogen, bis die Scannerstruktur sich über die Realitätspartikel legt. Die Schichtung führt zur Realitätsauflösung im fast undurchdringlichen Gewebe des maschinellen Ausstoßes. Im „Tod im Kathodenstrahl“ verbinden sich extreme Ausschnitte von Stierkampfszenen zu einem dramatischen Bewegungsstrudel. Gegenüber schielt warholmäßig gereiht „Der Blick des Tigers“ auf uns herab.(Findorffstr.1, bis zum 31.12.)
So richtig dekorativ sind die Assemblagen von Christian Spengler in der Villa Ichon. Papier, zu unregelmäßigen Formen gerissen, wird im Stakkato mit kleinen Pinselschwüngen mehrschichtig und immer harmonisch gedeckt. Mal grell, mal in Naturtönen. Vorsichtig geschnittene Löcher sollen etwas auflockern, Alltagsmüll wohl eine kritische Komponente ins Spiel bringen. Da wird eine plattgefahrene Cola-Dose zugefügt, dort die passende Stelle für eine aufzuklebende Zigarettenkippe gefunden, ein gold-roter Aludeckel „0,5 l Vorzugsmilch“ strahlt vor blauem Grund. Doch trotz Klebstoffs verbindet sich nichts. Was Kollegen für Bilder zu zahlen bereit sind, scheint der Nervenarzt Spengler zu wissen. Dies testet er, verständlich, aber völlig unangemessen, aus. (Goetheplatz 4, bis zum 7.1.)
Achim Könneke
Nun ist es doch eine Gedächtnisausstellung geworden, was in der Galerie Michael zum 85. Geburtstag gratulieren wollte (vgl. taz vom 1.12.): Am 8.12. starb in Antibes der Informel -Maler und hervorragende Vertreter des französischen abstrakten Expressionismus Hans Hartung. Der von Picasso und Cezanne inspirierte Leipziger prägte einen ganz eigenen Stil des Bildaufbaus, mit expressiven Farbflächen und strukturierenden Mustern bzw. Linien. 1935 emigrierte er vor den Nazis nach Frankreich, verlor als Fremdenlegionär ein Bein und kam in den Sechzigern zu mannigfachen Ehrungen vor allem in seiner neuen Heimat. Er malte bis ins hohe Alter, zum Schluß vom Sockel des Erfolgs herab mit der Sprühpistole. Bu
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