: Verbrechensrekord
■ Bescherung der Polizei: Höchste Kriminalitätsziffer seit 1945 / Ladendiebstahl „Delikt des Jahres“
Die höchste Kriminalitätsziffer der Nachkriegsgeschichte weist mit 290.000 registrierten Straftaten die 1989er Statistik der Polizei auf. Sie steigerte sich im Vergleich zu 1988 um sechs Prozent und liegt über dem bisher höchsten Stand von 1987, sagte gestern Polizeipräsident Schertz.
Als „Delikt des Jahres“ bezeichnete Schertz den Ladendiebstahl. Mit etwa 35.000 Straftaten in diesem Bereich verzeichne man eine Zunahme um mehr als 30 Prozent. Schertz verwies in diesem Zusammenhang darauf, daß die heutige Präsentation der Warenhausangebote etwa auf Wühltischen „hart an der Verführung“ liege. Schertz: „Wenn im Kaufhaus die Zahlen des Ladendiebstahls rückläufig sind, fragt sich der Chef, ob er falsch dekoriert hat.“ (weiter so! d.R.)
Eigentumsdelikte schlugen auch 1989 mit 60 Prozent am meisten zu Buche. Sprunghaft hätten in jüngster Zeit Wohnungseinbrüche zugenommen. Um annähernd 20 Prozent erhöhte sich laut Schertz die Rauschgiftkriminalität. Sichergestellt wurden 14 Kilogramm Kokain, 13 Kilogramm Heroin, 1,3 Kilogramm Amphetamine und 85 Kilogramm Cannabis (macht zusammen 113,3 Kilo d.R.). 89 Drogentote wurden bis Mitte Dezember in der Stadt gezählt.
„Erfreulich“ nannte Schertz den Rückgang von Verkehrstoten um 25 Prozent (kein Wunder, wenn die Statistik Leute, die mehr als 31 Tage nach dem Unfall sterben, nicht mehr als Verkehrstote erfaßt, d.R.). Bis Ende November starben in diesem Jahr bei Unfällen 91 Menschen, 1988 waren es 122. Auch bei den Schwerverletzten sei mit mehr als 1.200 bis Ende August ein Rückgang um knapp sechs Prozent zu verzeichnen. Schertz führte diese Entwicklung auf den dichten Verkehr in der Stadt zurück (mehr Autos! d.R.), bei dem sich eher leichte Unfälle ereigneten.
Als einen „Tiefpunkt der Polizei“ bezeichnete Schertz den „mißglückten Einsatz“ (!) am 1. Mai. Unter den „Highlights“ (!) hob er die Öffnung der Grenze für DDR-Bürger am 9. November hervor. Schertz erwartet nach der Öffnung des Brandenburger Tores ein „Silvester des Jahrhunderts“ in Berlin. Er rechne zwar nicht mit Krawallen, aber mit „gefährlichen Übertreibungen“.
taz/dpa
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