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Zwischen den Welten

■ Trotz Anfeindungen und Unverständnis bei den eigenen Landsmännern: Tamilische Frauengruppe engagiert sich für die Rechte der Flüchtlingsfrauen

Angefangen hat sie mit Nähkursen, obwohl Handarbeiten in trauter Runde nicht ihr Hauptanliegen ist. „Aber das war nötig“, sagt Devika Gengatharan, „um hier überhaupt Kontakte zu tamilischen Frauen aufzubauen.“ Seit zwei Jahren existiert nun der Tamilen-Frauenkreis in Herne, den die resolute Tamilin ins Leben gerufen hat. Die Gruppe, die sich einmal im Monat im Informationszentrum Dritte Welt trifft, ist nicht groß, aber stetig.

Dabei sind die Schwierigkeiten nicht gering, wie Devika betont. „Zu den Problemen, die wir als Flüchtlinge haben, kommt das Mißtrauen gegen unsere Gruppe.“ Devikas Mann hindert sie nicht an ihrer Arbeit. Doch „wir begegnen gewichtiger Opposition und Kritik“, schreibt sie in einem Artikel über die Auseinandersetzungen mit ihren eigenen Landsleuten, den tamilischen Männern. Viele Ehemänner verbieten ihren Frauen auch in der Bundesrepublik, allein irgendwohin zu gehen. Und selbst Frauen, die sich frei bewegen können, haben Angst, als Mitglied einer Frauengruppe abgestempelt zu werden.

In den Gesprächen der Gruppe spielt Frauenpolitik eine wichtige Rolle. Die Tamilinnen geben einmal monatlich eine eigene Zeitung in ihrer Sprache heraus, die in die ganzen Bundesrepublik verschickt wird - die einzige, die von Frauen gemacht wird und sich speziell an Frauen richtet. Darin veröffentlichen sie Artikel, die sich beispielsweise mit dem traditionellen Mitgiftsystem in ihrem Land auseinandersetzen, den Gehorsam tamilischer Frauen gegenüber ihren Vätern, Männern und Söhnen in Frage stellen oder über gesundheitliche Fragen aufklären. Sie übersetzen Zeitungsartikel über die politische Situation in ihrer Heimat, schreiben aber auch für Kinder.

Geflohen sind die Frauen, häufig mit ihren Familien, vor dem Bürgerkrieg in Sri Lanka. Viele mußten miterleben, wie männliche Familienangehörige ermordet oder gegen ihren Willen zur Armee eingezogen wurden. Frauen und Mädchen drohen Vergewaltigungen. A. ist vor drei Monaten allein über Singapur in die BRD geflohen. Jetzt lebt sie in Herne mit drei anderen Tamilinnen und Kindern in einer Sozialwohnung. „Essen und ein Dach über den Kopf bekommen wir hier“, sagt sie. Aber wie alle anderen Frauen in der Gruppe leidet sie darunter, nicht berufstätig sein zu dürfen. Das verschlimmert die Isolation. In Sri Lanka haben die Frauen als Näherin, Kindergärtnerin oder, wie A., als Kassiererin gearbeitet, zumindest bis zur Hochzeit. „Weil bei uns berufstätige Frauen freier sind, versuchen immer mehr, auch nach der Hochzeit weiterzuarbeiten“, sagt Devika, „obwohl sie nur wenig verdienen und den Haushalt trotzdem machen müssen.“

Die Frauen in der Gruppe wehren sich dagegen, in der BRD erneut auf ihre Rolle als Hausfrau und Mutter zurückgeworfen zu werden. „Wir müssen uns über unsere wirklichen Bedürfnisse klar werden“, sagt Devika. „Deshalb suchen wir auch den Kontakt zu anderen Frauenorganisationen, ausländischen wie deutschen.“ Ihr größtes Ziel ist eine bundesweite Organisation tamilischer Frauen. Das jedoch liegt angesichts der Beschränkungen durch das geltende Asylrecht noch in weiter Ferne.

Bettina Markmeyer

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