: Traditionelle Feindschaft
Die Auseinandersetzungen zwischen Aserbaidschan und Armenien erreichten im Febraur 1988 einen weiteren Höhepunkt, als auf einer Sitzung des örtlichen Sowjet von Karabach der Beschluß über den Austritt aus Aserbaidschan gefällt wurde. Dieser Beschluß des mehrheitlich von Armeniern bewohnten autonomen Gebiets löste wütende Proteste in Aserbaidschan aus. In Sumgait und anderen Städten wurden Hunderte von Armeniern von der wütenden Menge ermordet. Hunderttausende Armenier in Aserbaidjan und Hunderttausende Aserbaidschaner, die in Armenien lebten, mußten ihre jeweilige Heimat verlassen.
In Armenien wurde das Flüchtlingselend durch das große Erdbeben vor einem Jahr noch verschlimmert. Seither sind die Verbindungen zwischen den beiden Sowjetrepubliken praktisch unterbrochen. Die Moskauer Behörden reagierten seit Beginn der blutigen Auseinandersetzungen hilflos. Zwar wurde einerseits den armenischen Bewohnern der Region Berg -Karabach das Recht auf Autonomie zugesprochen, doch zur Vereinigung des Gebiets mit Armenien konnte sich die Zentrale nicht entschließen. Mit Rücksicht auf die Forderungen der Aserbaidschaner blieb es beim Status quo ein Zustand, der keine Seite befriedigen konnte und nur die Konflikte weiter anheizte.
Weiterhin besteht der Anspruch Aserbaidschans auf völlige Eingliederung der Region Berg-Karabach in die eigene Republik. Beide Seiten begründen ihre Ansprüche auf das Gebiet mit der Geschichte und erheben das umstrittene Gebiet zu einem Kernland der eigenen Nation. Die Armenier, die wahrscheinlich Nachfahren der Phrygier und damit anatolisches Urgestein sind, wurden im 4.Jahrhundert christanisiert. Seit 1895 kam es zu furchtbaren Pogromen an den Armeniern durch die osmanischen Herrscher, die 1915 ihren schaurigen Höhepunkt fanden, als Millionen Menschen ermordet wurden.
Die Aserbaidschaner sind Schiiten und sprechen türkisch. 1928 wurde ihr Land zwischen Persien und Rußland aufgeteilt. Als das russische Zarenreich 1917 zusammenbrach, kam es zu einem blutigen Bürgerkrieg zwischen den beiden Völkern, der erst durch die Machtübernahme durch die Bolschewiki 1920 in Aserbaidjan und dem Einmarsch der Roten Armee in Armenien beendet wurden.
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