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SPD unterstützt SPD

■ Die Bonner Sozialdemokraten wollen allerdings keine direkte finanzielle Hilfe aus ihrer Parteikasse leisten / BRD-SPD will DDR-SPD mit Rednern und technischer Hilfe unterstützen

Bonn (ap/dpa) - Die bundesdeutsche SPD will die Sozialdemokraten in der DDR „nach Kräften unterstützen“, ihr allerdings für den Wahlkampf keine direkten finanziellen Hilfen aus der Bonner Parteikasse zukommen lassen. SPD -Bundesgeschäftsführerin Anke Fuchs bezeichnete es als Ziel, den „Wettbewerbsnachteil“ der Schwesterpartei gegenüber der SED-PDS und den Blockparteien auszugleichen.

Beide sozialdemokratischen Parteien hätten zunächst einen gemeinsamen Arbeitsausschuß eingesetzt, mit dessen Vorsitz das Präsidium für die bundesdeutsche Seite den stellvertretenden Parteivorsitzenden Johannes Rau betraut habe.

Dieser Ausschuß, dem auch die Präsidiumsmitglieder Egon Bahr, Heidemarie Wieczorek-Zeul, Inge Wettig-Danielmeier, Gerhard Schröder und sie selbst angehören würden, solle auch über den 6. Mai hinaus die gemeinsamen Ziele verdeutlichen und zu ihrer Umsetzung beitragen.

Die DDR-SPD stehe in der Nachfolge der Partei, die 1946 durch Zwangsvereinigung mit der SED ihre Existenz habe aufgeben müssen. Die Sozialdemokraten im anderen deutschen Staat machten sich jetzt auf, „die starken sozialdemokratischen Traditionen in Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg und Brandenburg wiederzubeleben“, erklärte Frau Fuchs.

Nach den Worten der SPD-Politikerin muß die SED das Vermögen, „das sie sich angerafft hat“, dem Volk zurückgeben. Dazu gehöre auch, daß sie der SPD-DDR wiedergebe, was ihr gehöre.

Die bundesdeutsche SPD werde vor der ersten freien Wahl in der DDR mit Rednern präsent sein und ihrer Schwesterpartei darüber hinaus technische Hilfestellung leisten. „Es kann nicht unsere Aufgabe sein, mit unserer starken Kraft nun in der DDR mehr bewirken zu wollen, als dort im Augenblick verkraftet werden kann“, betonte Frau Fuchs. Bei der Bundesregierung mahnte Frau Fuchs „mit Nachdruck“ ein „Zuwanderungskonzept“ an. Es könne nicht angehen, daß das „Chaos“, das jetzt bei der Wohnungsversorgung für Aus- und Übersiedler bestehe, sich auf andere Bereiche wie Rente, soziale Versorgung und Universitätsplätze ausweite. Gleichzeitig forderte sie Bundeskanzler Helmut Kohl erneut auf, nun endlich zu erklären, was er in den vergangenen zwei Monaten „nun konkret in seinen Gedanken ausgebrütet hat, um insgesamt der DDR zu helfen“.

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