: Aserbaidschan Aufruf zum Generalstreik
■ Volksfront ruft zum unbefristeten Ausstand / Radio Moskau: Die Truppen haben Baku jetzt im Griff
Moskau/Teheran (dpa/afp/ap) - Nach dem Einmarsch sowjetischer Truppen in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku ist die Lage offenbar weitgehend befriedet. Es habe keine Anzeichen für erneute gewalttätige Demonstrationen gegeben, berichteten nationalistische Kreise am Sonntag nach Moskau. Am Morgen seien noch vereinzelt Schüsse gefallen. Staats- und Parteichef Gorbatschow hatte die Armenier und Aseris am Vorabend über das Fernsehen zu Zurückhaltung und Vernunft aufgerufen. Über die Zahl der Opfer bei den Kämpfen in der Nacht zum Samstag gab es keine verläßlichen Angaben. Radio Moskau gab unter Berufung auf Militärkreise an, 83 Menschen seien beim Truppeneinmarsch nach Baku gestorben. Bislang war im sowjetischen Innenministerium von 57 Toten die Rede. Die Volksfront gibt mindestens 300 Todesopfer an, die halbamtliche türkische Nachrichtenagentur spricht sogar von „mehr als 500 Märtyrern“. In Baku versammelten sich am Sonntag Zehntausende von Menschen zu einer Trauerkundgebung. Die Volksfront von Aserbaidschan hat zu einem unbefristeten Generalstreik für die ganze Sowjetrepublik aufgerufen. „Kein Aserbaidschaner wird arbeiten, solange unser Land besetzt ist“, erklärte ein Mitglied der Volksfront telefonisch nach Moskau.
Die Vorsitzende des Präsidiums des Obersten Sowjets von Aserbaidschan, Elmira Kafarowa, verurteilte den Truppeneinsatz als grobe Verletzung der Souveränität ihrer Republik und sagte, man werde das nicht vergessen. Der Erste Sekretär der KP Aserbaidschans, Abdul-Rachman Wesirowist war entlassen worden.
Aserbaidschanische Bewohner der autonomen Sowjetrepublik Nachitschewan haben in der Nacht zum Sonntag damit begonnen, eine Metallbrücke über den Grenzfluß Arras zum iranischen Ufer zu bauen. Der Übergang wird in der Gegend zwischen Poldacht im Iran und Tschah-Tachti in Nachitschewan an derselben Stelle aufgebaut, an der es früher schon einmal eine Brücke gab.
Das lokale TV sendete in vier Sprachen dramatische Hilfsappelle, hieß es aus der Region. Nachitschewan sei unter „dem Druck der Panzer und Kanonen, die Russen wollen uns mit Hilfe der Armenier vernichten“. Tagesthema Seite 2 und 3
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