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FETTNÄPFCHEN TRETEN

■ „Liebe, Tod und kleine Teufel“ - der neue Lambert

Lothar Lambert ist und bleibt unverwüstlich als kleiner was das Budget betrifft - und gemeiner Filmemacher, als Ordinarius des Ordinären, der vor keiner noch so peinlichen Peinlichkeit zurückschreckt und in die Fettnäpfchen tritt mit Genuß, auf daß sie spritzen und ätzen. Sein herzlicher Spott gehört dem Alltag, in dem jeder von uns eine in der Regel blamable bis jämmerliche Figur abgibt, über die man besser selbst lacht, bevor die anderen es tun.

Groß war die Verwunderung schon, als da plötzlich im Abendprogramm des Fernsehens eine „schwarze Komödie“ von Lothar Lambert angekündigt war. Ein bißchen kleiner war die Enttäuschung, denn Gestatten Bestatter erwies sich als ein recht fade geratenes TV-Dinner, dem die gefurzte Verwürzung fehlte, obwohl es an einfallsreichen, lustigen Geschmacklosigkeiten nicht mangelte; insgesamt glatte Unterhaltungskost, schneller verdaut als geguckt, mit einer Story, etwa so: Zwei jungdynamisch, ausgebuffte Aufsteigertypen machen sich selbständig und steigen in die Bestattungsbranche ein. Dank rüder und unkonventioneller Geschäftsmethoden haben sie bald die auf Seriosität bedachte Innung geschlossen gegen sich aufgebracht. Hemmungslos nutzen sie die Pietät und Todesängste ihrer Kunden aus, statt auf Diskretion setzen sie auf Promotion, statt auf Friedhofsstille auf Feuerwerk; Hauptsache, die Leichen werden gut und teuer verscharrt, egal ob Hund oder Herrin. Damit das Busineß besser flutscht, bändelt der eine noch mit der „Grieneisen„-Tochter an, was Drama und schließlich Happy -End gibt, und weiter lassen die Leichen die Kassen klingeln.

Was da Lambert jetzt als Neufassung „unter Verwendung eines Fernsehspiels“ auf die große Leinwand bringt, erweckt den Eindruck, als habe er sich bei seinem Fernsehflirt auf Kosten der Richtigen ausgetobt, um Sonne und Energie zu tanken (diese ganzen exotischen Drehorte, was das wohl gekostet hat) für frische, frivole Schandtaten. Eine kleine, improvisierte Rahmenhandlung genügt, um aus Gestatten Bestatter mit Liebe, Tod und kleine Teufel einen Original-Lambert zu machen, ein garantiertes Vergnügen für alle, die seine Filme immer völlig daneben finden.

Kurtchen/Lambert hat seine Freundin Fritzi zum gemeinsamen Fernsehabend eingeladen, denn in der Glotze läuft eben jenes besagte Bestattungsdrama, in dem Kurtchen einige kleine und große Auftritte hat - glaubt er zumindest - und der Spaß, sich im Fernsehen zu bewundern, ist doch nur ein halber, wenn man später mühselig seinen Freunden davon erzählen muß, wie toll man doch gewesen. Für Kurtchen ist der Streifen Anlaß, so richtig dicke über Lambert zu lästern, aber der „revanchiert“ sich kühl, in dem er Kurtchens großen Moment einfach rausgeschnitten hat. Damit ist der Abend für Kurtchen endgültig gelaufen. Verdorben war er sowieso, denn Fritzi mußte ausgerechnet noch ihre Neue mitbringen, eine frisch aus der Klapse Gehüpfte, deren hysterisches Gegacker die Trommelfelle strapaziert, und dann kommt auch noch Kurtchens Lover reingeschneit und hat nichts Besseres zu tun, als mit dieser Nudel rumzumachen. Plumper geht's nicht mehr, die Pleite ist perfekt, da helfen weder Kurtchens tuntige Verkrampfungen noch seine schicke Frauenperücke drüber weg.

Noch mehr Lambert-Freude kommt auf: Auf der Berlinale hat sein neuester Film Ich Elvis, Du Monroe Premiere. Und wenn der nur annähernd so gut ist wie der Titel...

Nix Nöhler

„Liebe, Tod und kleine Teufel“, ab heute im Sputnik Südstern

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