: Bremer FDP setzt auf Rostocker LDPD
■ FDP-Chef Jäger: DDR-LDPD spielte Oppositionsrolle
Die Bremer FDP hat ihren Partner in der DDR gefunden: die DDR-Liberalen, stellte eine Delegation bei einem Rostock -Besuch fest, sind in der traditionsreichen Blockpartei LDPD organisiert. Zwar hat die bis kurz vor der Wende ihre Rolle als Feigenblatt für die SED-Herrschaft erfüllt und sich an den Wahlen, die nie eine Wahl waren, beteiligt, aber - so wußte gestern FDP-Fraktionschef Claus Jäger zu berichten viele der Mitglieder hätten sich in der LDPD „im bescheidenen Umfang als Opposition betätigt“.
In Bremen wird nun also Kopiertechnik organisiert, Bremer Liberale leisten „Formulierungshilfe“, wenn Erklärungen der Rostocker LDPD allzu holprig klingen oder die Kleinbetriebe nicht zuerst genannt werden, aus Bremen hat die Rostocker LDPD Plakattafeln bekommen, in Bremen werden Rednerschulungen abge
halten und Plakate gedruckt, und ein eifriges FDP-Mitglied hat sogar schon einen Organisations-und Ablauf-Plan für den Wahlkampf in Rostock entworfen: „Die wissen gar nicht, wie man sowas macht.“
Allerdings ist in Bonn noch nicht entschieden, ob die FDP ihr Geld einem Junior-Partner geben soll, der wegen seiner linientreuen Vergangenheit belastet ist. „Das ist ein Dilemma“, gesteht Jäger ein. Der Landesverband NRW setzt auf die Neugründunng einer „FDP“, die für den 3./4.2. in der DDR angekündigt ist.
Die Bremer haben ihre Unterstützung der LDPD daran geknüpft, daß die Parteispitze ausgewechselt wird. Einen Austritt aus der Regierung haben sie nicht gefordert. „Wir müssen uns zurücknehmen mit unseren Ratschlägen“, meinte Jäger, das sei schließlich „Sache der Leute in der DDR“.
K.W.
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