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DDR-Ökonomie: Woher die Konzepte nehmen?

■ Gewerkschafter der DDR auf einer deutsch-deutschen Arbeitstagung in Bremen / Plan- und hilflos vor neuen Aufgaben

„Bisher waren wir doch nur dafür da, Ferienplätze zu verteilen. Wie sollen wir jetzt Konzeptionen vorlegen können?“ beschrieb der Rostocker Werftarbeiter und Gewerkschaftskollege Schütz die gegenwärtig desolate Situation des FDGB in der DDR. „Ihr müßt Euch mal überlegen, daß all diejenigen, die Erfahrung in der Gewerkschaftsarbeit haben und vielleicht auch noch Funktionäre waren, in der Regel SED-Mitglieder sind. Und die sind zur Zeit verhaßt wie alle, die auch nur etwas 'links‘, also rosa, angehaucht sind.“ Schütz ergriff als einziger der drei DDR-Kollegen das Wort auf der ersten gemeinsamen Arbeitstagung für Gewerkschafter zu den „ökonomischen Entwicklungsperspektiven in der DDR“. Je zwei Wissenschaftler aus beiden deutschen Staaten hatten zuvor eine Bestandsaufnahme versucht. Auch in der anschließenden Diskussion zeigten sich beide Seiten im Wissen über den je anderen Staat meilenweit voneinander entfernt.

„Wir müssen jetzt erst einmal unsere Arbeitsplätze sichern,“ entgegnete Schütz den gutgemeinten Ratschlägen westlicher Gewerkschaftskollegen, die beharrlich nach den Chancen der Arbeiterklasse im Sozialismus fragten. „Wenn der erste Mercedes auf dem Firmengelände auftaucht, wissen wir, was die Uhr

ber Blockheizwerke für je 2 Millionen finanziert werden“, meinte er außerdem zumöglichen Abhängigkeiten von Großunternehmen.

Dube brachte die neuesten Zahlen der Planaufrechnung in die Diskussion, wie sie am Runden Tisch gehandelt werden: 100.000 Arbeitslosen in der DDR stünden 250.000 freie Stellen gegenüber. „Es fehlen aber Wirtschaftsinformatik und Mechanismen, um aus diesen Zahlen ein Konzept zu entwickeln.“ Im veralteten Anlagenkapitalstock seien im Bereich der Landwirtschaft 47,6 %, in der Viehwirtschaft 52 % und in der Nahrungsmittelindustrie 62 % der Anlagen technisch verschlissen. Nur 3 % der Oberflächengewässer haben Trinkwasserqualität. In der Infrastruktur ist der Mangel ähnlich eklatant: Zwar werden 70 % aller Transporte über die Bahn abgewickelt, es sind aber nur ein Viertel der Schienen elektrifiziert und weniger als ein Drittel überhaupt mehrgleisig angelegt. „Über Telefax und Telefonanschlüsse liegen gar keine Zahlen vor“, berichtete Dube. Konstatiert aber eine Unterversorgung wie im Bereich Unterhaltungselektronik und PKW-Versorgung auch. „Wollt Ihr etwa auch alle ein Auto vor der Tür haben?“ fragt eine West -Kollegin entsetzt - aus Angst um die Umwelt.

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