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Gemeinsam auf die Reise

■ Das Deutsche Reisebüro (DER) bietet günstige Reisearrangements für DDR-Bürger / Deutsch- deutscher Reisekatalog bietet Reisen ins westliche Ausland und will „Reiseland DDR“ attraktiv machen

Kronberg (dpa/ap) - Schon in wenigen Wochen wird auch das Deutsche Reisebüro (DER) besonders günstige Reisearrangements für DDR-Bürger auf den Markt bringen. Das geht aus einem Rahmenvertrag hervor, den das DER und das Reisebüro der DDR miteinander abgeschlossen haben, der unter anderem Joint-ventures und Bürogemeinschaften vorsieht. Ein gemeinsamer Katalog mit Reiseangeboten für DDR-Bürger ins westliche Ausland ist schon in Druck und soll in zwei Wochen ausgeliefert werden, wie die Manager beider Unternehmen auf einer gemeinsamen Pressekonferenz am Wochenende im hessischen Kronberg mitteilten.

Zum Angebot zählen Flüge in die USA, Ferienwohnungen im hessischen Bergland und im Bayerischen Wald, am Gardasee sowie Städtereisen, die ausschließlich in der DDR gebucht werden können. Bezahlt werden muß in Westwährung. Die Preise liegen jedoch bis zu dreißig Prozent unter dem üblichen Niveau: Ein Flug nach New York ist für DDR-Bürger bereits für 599 DM zu haben.

Daneben bietet das DER gemeinsam mit dem Reisebüro der DDR „attraktive Rundreisen nach Italien und Österreich sowie Badeaufenthalte an die Adria“ mit dem Bus für DDR-Mark an. Der Preis wird im Verhältnis 1:5 umgerechnet. „Es geht uns dabei darum, für unsere Bevölkerung die westliche Reisewelt mit einem erfahrenen und leistungsstarken Partner schnell zu erschließen“, sagte der stellvertretende Generaldirektor des Reisebüros der DDR, Heinz Tischer.

Beide Unternehmen betonten ihre seit den Grundlagenverträgen Anfang der siebziger Jahre gepflegte gute Zusammenarbeit, die 1989 knapp 100.000 Bürgern der Bundesrepublik und West-Berlins Reisen in den anderen deutschen Staat ermöglicht habe.

Tischer sagte, seine Organisation will zudem das „Reiseland DDR“ als „eigenständiges Angebot“ in den internationalen Tourismus einbringen. Unter Anspielung auf die derzeitigen DDR-Alltagsverhältnisse meinte Tischer: „Was nach internationalen Maßstäben oft als unterentwickelt angesehen wird, empfindet ein zunehmend größerer Teil von Touristen als Möglichkeiten für den sogenannten alternativen Tourismus.“

Das Reisebüro der DDR übernimmt derzeit nach den Worten von Tischer neun ehemalige Gästehäuser von DDR-Ministerien mit zusammen etwa 1.000 Betten und „einem sehr guten Ausstattungsgrad“. In Kürze werde seine Organisation eine „eigene Kette Travel-Hotels“ präsentieren, die an 17 Orten in 34 Mittelklassehäusern etwa 3.000 Betten anbieten können.

In dem Vertrag sind nach Angaben des DER-Geschäftsführers Hans Glaser auch „alle Formen der Kooperation und Unterstützung“ durch das bundesdeutsche Unternehmen enthalten wie Schulung, Technik bei der Reservierung von Reisen oder „wechselseitige Kundenbetreuung“.

Als konkretes Projekt eines gemeinschaftlichen Büros nannte Glaser die Vertretung des Reisebüros der DDR in Moskau, wo das DER, das dort keine Niederlassung hat, „Unterschlupf finden soll“. Im Gegenzug solle das DDR-Unternehmen in einem Auslandsbüro des Deutschen Reisebüros unterkommen.

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