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Drogenmafia zur Abrüstung bereit

Das Medellinkartell übergab zum Beweis seiner Friedensabsichten einen Bus voller Dynamit  ■  Aus Bogota Ciro Krauthausen

Mit der Übergabe von eintausend Kilo Dynamit an die kolumbianischen Sicherheitsdienste setzte das Drogenkartell von Medellin am Montag seine vor zwei Wochen angekündigte Abrüstungs- und Friedenspolitik fort. Die in einem Schulbus deponierte Sprengladung wurde von anonym benachrichtigten Journalisten im Süden Medellins aufgefunden. In einem bei örtlichen Radiostationen eingegangenen Kommunique kündigte der Chef des Medellinkartells, Pablo Escobar, gleichzeitig an, seine Organisation sei für die Entführung des Funktionärs des Außenministeriums und Publizisten Roberto Garcia Pena verantwortlich. Die Geisel solle jedoch am Dienstag mit einer Botschaft an den Präsidenten Virgilio Barco wieder freigelassen werden. Zudem versuchte Escobar, Gerüchte über einen Attentatsversuch auf Präsidenten George Bush beim kommenden Drogengipfeltreffen in Kolumbien zu entkräften. Er dementierte die Meldung der US-Fernsehstation CBS, daß das Medellinkartell über Raketen verfüge, mit denen das Flugzeug des US-Präsidenten abgeschossen werden könnte.

Am Freitag hatten die Kokainbosse die letzte der von ihnen im vergangenen Jahr entführten Personen freigelassen. Die übrigen Geiseln, etwa ein Dutzend Industrieller und Kaufleute, so plauderten die Drogenhändler aus der Schule, seien in der Hand gewöhnlicher Krimineller und zum Teil auch in der Gewalt von Mitglieder der Polizei. Die Namen der Entführer sollen in Kürze der Presse und der Regierung übergeben werden.

Zum Angebot des Medellinkartells, den Kokainhandel einzustellen, wenn ihm im Gegenzug „rechtliche Garantien“ geboten würden - gemeint ist wohl die Beendigung der Auslieferung an die USA -, hat sich die kolumbianische Regierung noch nicht definitiv über eventuelle Verhandlungen mit den Drogenhändlern ausgesprochen. William Benett, Chef der US-Drogenbekämpfungsbehörde DEA, bewertete am Montag die Haltung der Kokainbarone „positiv“ und meinte, die kolumbianische Regierung müsse allein über ihr weiteres Handeln entscheiden. Der versöhnliche Tonfall überraschte, er könnte sich jedoch als bloße diplomatische Freundlichkeit entpuppen - schließlich hat der US-amerikanische Präsident Bush den Drogenkrieg zu einem der Hauptanliegen seiner Regierung erklärt.

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