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Uni-Villa geräumt und zerstört

■ Besetztes Haus in Frankfurt nach wenigen Stunden wieder geräumt / StudentInnen fordern den Rücktritt des Universitätspräsidenten / Streit um „politische Räume“ im Studentenhaus eskaliert

Frankfurt (taz) - Der Universitätspräsident Klaus Ring hatte die Polizei gleich mitgebracht, als er gestern mittag das in der Nacht zuvor besetzte Haus in der Frankfurter Frauenlobstraße 1 betrat. Er drohte die „harte Linie“ an und ließ umgehend räumen. Die Villa, die seit über zwei Jahren leersteht, gehört der Stadt und ist von dieser an die Johann -Wolfgang-von-Goethe-Universität vermietet worden. Hausbesetzung und angedrohte Räumung sind die vorläufigen Höhepunkte des Streits politischer Gruppen und der Universitätsleitung um Räume innerhalb des nahegelegenen Studentenhauses. Ende vergangener Woche hatten Internationalismus-Gruppen, Linke Liste und interdisziplinäre StudentInnen dort zwei Räume im ersten Stock blockiert, nachdem sie „heimlich“, ohne Mitsprache des Asta, an zwei StudentInnen vermietet worden waren. Die BesetzerInnen wehrten sich gestern in einer Pressekonferenz gegen das „Austrocknen der Uni als politischen Ort“ und dagegen, daß die „berechtigten Interessen der StudentInnen gegeneinander ausgespielt werden“. Sie forderten außerdem einen Veranstaltungssaal und protestierten gegen die geplante Verlegung der Kindertagesstätte. Außerdem arbeite der Asta „in drei winzigen Räumen, in den sich die Leute auf den Füßen herumstehen“. Das gesamte Gebäude soll in Selbstverwaltung genommen und autonom betrieben werden.

Die grünen Stadtverordneten im Römer solidarisierten sich inzwischen mit den BesetzerInnen sowohl der Uni-Räume als auch des Hauses. Sie wunderten sich außerdem über den Zustand der Villa, die laut Universitätsleitung als zweites Gästehaus genutzt werden soll. Noch im November war das Haus innen intakt. Seitdem ist das Treppenhaus zertrümmert und sind in Spekulantenmanier sanitäre Einrichtungen und elektrische Leitungen vernichtet worden. Der Sprecher von Oberbürgermeister Volker Hauff, Übele, teilte mit, daß die Stadt die Entscheidung über die Räumung des Hauses der Universität überlassen habe. Die StudentInnen forderten den Rücktritt von Universitätspräsident Ring.

Heide Platen

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