: Davis-Cup-Splitter
■ Tennis-Fahrdienst chauffierte 12.000 Kilometer/Wichtig war der, der es sich leisten konnte
Nun zieht sie weiter, die Tennis-Karawane und vertröstet unsere Sehnsucht, daß nicht wir in die Welt fahren müssen, sondern die Welt bei uns hereinschaut, wieder auf ferne Zeiten. Was waren wir wichtig mit all diesen sehr wichtigen Leuten in der Stadt. Und selten war es so einfach, selber VIP zu sein. Geradezu inflationär ist man ja mit den Insignien der Wichtigkeit umgegangen. Über
450 Menschen, davon alleine 100 BremerInnen kamen in den Genuß des Sponsor-eigenen Fahrdienstes, erhielten die Karte, die den Türschlag öffnete und den Bremer TaxifahrerInnen eine Menge Einnahmen vorenthielt. Knappe 12.000 Kilometer fuhren die 30 Karossen in den wenigen Tagen in Bremen ab. Immer wieder dieselbe Route: Stadthalle-Parkhotel-Marriott -Flughafen. Na ja, und ab und zu ließ sich mal einer aus der Bremer Tennis-Gesellschaft vom trauten Eigenheim in Oberneuland zur Halle chauffieren. Wer kann es ihnen verdenken, müssen die geplagten Herren doch sonst selbst hinter dem Steuer sitzen. Eine Wohltat dage
gen die Niederländer: locker, und das von denSpielern bis zum Orange-Uniformierten Schlachtenbummler.
In einem Nebensatz hatte die taz am Samstag die Opel -Armada als „braun-metallic-häßlich“ charakterisiert. Helle Entrüstung darüber bei Opel und ihrer PR-Firma. „Einen zwischen die Lichter“ sollte der fragliche Schreiber kriegen und in Zukunft seine „subjektiven“ Bemerkungen unterlassen. Wenig souverän, lieber Sponsor. Das mit der Farbe können wir ja revidieren, aber schöner wird das Auto auch dann nicht, wenn es als „schwarz-metallic“ offeriert wird.
Der eigentliche Sieger von Bremen heißt Roberto Blanco. Der in die Jahre gekommene Liedgutinterpret profitierte vom Mangel an wahrer Prominenz. Inmitten der namenlosen Sprößlinge von der Handel-und Wirtschafts-Ersatzbank war er in der VIP-Lounge das einzig bekannte Gesicht. Das Tennis -Groupie, dessen Investition in den eigenen Bekanntheitsgrad im Erwerb des kameraträchtigsten Logenplatzes bei jedem Davis-Cup-Spiel besteht, hüpfte bei jedem deutschen Punkt so gekonnt vor die Kameralinsen, daß er auch für das nächste Heimspiel wieder engagiert werden dürfte - als Pausenclown.
tazzan
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen