: 4.000 Atomiker auf der Straße
■ In Greifswald Demonstration gegen die Akw-Stillegung / Unabhängige Wissenschaftler werden an der Sicherheitsanalyse des Schrottreaktors beteiligt
Berlin (taz) - 4.000 Atomwerker und ihre Familien haben am Dienstag in Greifswald gegen die Stilllegung ihres Atomkraftwerkes demonstriert. Ihre Parolen richteten sich vor allem gegen den neuen Energieminister Pflugbeil, den sie „in die Produktion“ schicken wollen, sowie gegen den Runden Tisch. Die Atomwerker wollen ihre gut bezahlten Arbeitsplätze erhalten und fürchten um die Beheizung von 14.000 Wohnungen, die mit der Fernwärme aus den morschen Reaktoren versorgt werden. In Greifswald werden, von der Putzfrau bis zum Ingenieur, etwa doppelt so hohe Löhne gezahlt, als es in der DDR sonst üblich ist.
Unterdessen zeichnet sich in Greifswald ein einmaliges und in der Bundesrepublik bisher stets vergeblich gefordertes Vorgehen ab: Bundesdeutsche Atomkritiker und Öko-Institute sollen an der Sicherheitsanalyse des Atomkraftwerkes beteiligt werden. Kraftwerke-Generaldirektor Reiner Lehmann sagte zu, daß die unabhängigen Wissenschaftler, parallel zu der Studie der industrienahen Reaktorsicherheitskommission, mit allen notwendigen Unterlagen versorgt werden. Eine Delegation mit den Wissenschaftlern Klaus Traube, Michael Sailer und Helmut Hirsch hatte zuvor das Atomkombinat besucht und dem Kraftwerke-Direktor ihren Fragenkatalog vorgelegt.
Umweltminister Töpfer drückt sich unterdessen weiter um klare Stellungnahmen herum: Er stritt gestern ab, daß in Greifswald eine unmittelbare Gefahr bestehe.
-man Ausführliche Berichte auf Seite 7
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen