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Mond finster - Land unter

■ Totale Mondfinsternis / Vollmond und Sturm lassen Weser über die Ufer treten

Der Mond, zwitterhafter Himmelskörper, des Besitzes magischer Kräfte bezichtigt, schuld an manchem falschen Versprechen und dunklem Verbrechen, Schlafräuber, Lustförderer, Gezeitenmacher - Luna macht mal wieder von sich reden. Heute abend, wenn sie das Weserhochwasser wieder ins Meer entlassen hat, wird sie das Purpurrote anziehen, um im Erdschatten noch so richtig zur Geltung zu kommen. Klartext: Heute abend wird eine totale Mondfinsternis zu beobachten sein. Ein Umweg an die Weser beim Abendspaziergang dorthin, wo der Blick nicht durch Gebautes verstellt ist, sei empfohlen. Ab 18.29 Uhr beginnt der Erdschatten sich über die Mond

scheibe zu schieben - bis zur totalen Verdunkelung um 19.49 Uhr. Der Mond ist dann als mattrote Scheibe noch sichtbar, weil das durch die Erdatmosphäre gebrochene Sonnenlicht in den Schattenraum eindringt. Ab 20.33 Uhr erscheint langsam wieder der helle Rand und vergrößert sich bis 22 Uhr zur runden Himmelslaterne.

Die alten Chinesen meinten, ein Drache würde an den Gestirnen nagen und suchten ihn lautstark mit Trommeln und Trompeten zu vertreiben. Nach dreieinhalb Stunden beschwörenden Gesanges wird auch die Abendspaziergängerin merken, daß sie die bösen Vorgänge am Himmel beeinflussen kann: Der gute alte

Mond wird unbeschadet aus dem dramatischen Himmelsereignis hervorgehen. Sollte wider Erwarten eine geschlossene Wolkendecke den Blick auf das Naturereignis versperren und der Lebensgefährte sauer grummeln, weil er umsonst die Tagesschau verpaßt hat, beherzige, liebe Leserin die alte, japanische Weisheit: Den dreien mußt du verzeihen: dem Hauch, der deine Blume entblättert, der Wolke, die den Mond verbirgt und dem Manne, der mit dir Streit sucht. Beate Ram

Anschauliche Informationen zur heutigen Mondfinsternis gibt ein Vortrag der Olbers-Gesellschaft, Werderstr. 73, heute um 18 Uhr.

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