: „Satanische Verse“ gesundheitsgefährdend?
London (taz) - Die „Islamische Gesellschaft zur Förderung religiöser Toleranz“ hat am Sonntag in London die Erneuerung des Todesurteils gegen den Schriftsteller Salman Rushdie in überraschend scharfem Ton kritisiert. Bisher spielte die Gesellschaft eine führende Rolle im Kampf gegen Rushdies umstrittene Satanische Verse. Ihr Vorsitzender, Dr. Heshem El-Essawy, sagte vorgestern, das Todesurteil widerspreche der Lehre des Koran: „Vergebung und Gnade sind die wichtigsten Bestandteile des Islam. Beides findet offenbar keine Berücksichtigung bei der Bekräftigung des Todesurteils, das die Religion weit mehr verunglimpft hat als alles, was Salman Rushdie jemals gesagt hat.“ El-Essawy forderte die iranische Führung auf, sich von den „Gangsterfilm-methoden der Kopfgeldjagd“ zu distanzieren. Gleichzeitig schlug El-Essawy eine Lösung der Kontroverse vor: Rushdie solle zustimmen, das Buch auf dem Umschlag ähnlich wie Zigarettenschachteln - als „gesundheitsgefährdend“ zu kennzeichnen. Aus der Warnung müsse hervorgehen, daß die Satanischen Verse nicht auf historischen Fakten beruhen und daß der Autor kein Moslem sei. Darüber hinaus sollen Neuauflagen eine „Gegendarstellung“ enthalten. Heshem El-Essawy hat Salman Rushdie um ein Gespräch über den Vorschlag gebeten.
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