KOMMENTAR: Uni tot, Kaiser nackt
■ Oder: Vor dem Neuen stirbt das Alte
Ich weiß gar nicht, was ich gespenstischer finden soll, das zähneklappernde Gerippe, das aus der universitas studiorum bremensis geworden ist, oder das Gespenst des Sozialismus, das nach seinem Tod nicht sterben kann und kann. Wenn an der Nach-68er-Bremer-Uni Teach-ins sind über den letzten Herbst, der die Weltgeschichte und –politik verändert hat, und keiner geht hin, und die, die hingehen, haben sich nichts zu sagen, dann kommen beide Gespenster zusammen.
Eine Reformuni, so entpolitisiert, so politisch tot, so traurig gesprächsunfähig, daß der letzte Knast vergleichsweise kommunikativer ist. Eine Linke, für die das gleiche gilt, nachdem die Gesellschaften Ostmitteleuropas ihre 200jährige Utopie als Kaiser haben stehen lassen, für die niemand mehr noch ein Feigenblättchen auftreibt. Das ist beides so zu Ende, daß nur Besseres nachkommen kann.
Uta Stolle
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