: Neumond überm neuen Postamt
■ Düsseldorfer Künstler entwarf 13 m hohe Plastik
Bis zur Eröffnung des neuen, alten Postamts 5 am Hauptbahnhof werden dort noch merkwürdige Dinge zu beobachten sein: Nochmals rücken Baukräne an und installieren 13 Meter hohe Stangen, die ganz unmathematisch in verschiedenen Winkeln schräg vom Boden in die Höhe ragen
-überdacht von einer gigantischen runden Scheibe. „Neumond“ nennt der Düsseldorfer Künstler Manfred Ortner von der Gruppe Haus-Rucker-Co seinen Entwurf, der zwei Konkurrenten in den Schatten stellte. Neben der schweren Mondscheibe wirken die stelzenhaften „Beine“ der Plastik fili gran. Die Scheibe schwebt schwerelos in schwindelerregender Dachrinnenhöhe. Nebeneffekt: Durch die Höhe bleibt der Blick auf die erneuerte Fassade frei. Darunter steht - im Vergleich winzig klein - eine echte Telefonzelle, von deren Dach aus ein Strahler die Mondscheibe beleuchtet. (Seit wann leuchtet ein Neumond?)
Die Entscheidung für die
300.000 Mark teure Plastik kam so zustande: Hans-Joachim Manske vom Senator für Bildung, Wissenschaft und Kunst, zuständig für Kunst im Öffentlichen Raum, traf eine Vorauswahl von vier Künstlern. Drei davon reichten Entwürfe ein. Eine Jury, der außer fünf Bau-und Postfachleuten auch Manske und - als weiterer Kunstsachverständiger - der Direktor des neuen Museums Weserburg Dr. Deecke angehörten, entschieden sich für den Entwurf des Düsseldorfer Künstlers. Aus dem Rennen fielen der Hamburger Herbert Frackmann und der Japaner Tomitaro Nachi.
Auch die zwei Innenhöfe des Obergeschosses werden durch acht Kunstwerke geschmückt. Die fünf KünstlerInnen - drei aus Bremen, eine aus Bassum und ein Libanese aus Hamburg erhalten für ihre Entwürfe zwischen 30.000 und 100.000 Mark. Diese Kunst bleibt dem Publikum leider vorenthalten: Im Obergeschoß befinden sich Verwaltungsräume und die Kantine. bea
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