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Spannender als Kino und Fernsehen

■ Betr.: "Die Kunst des Motors", taz vom 10.2.90

betr.: „Die Kunst des Motors“, taz vom 10.2.90

Aufschlußreich, die Phänomene bezüglich Film, Fernsehen und weiterer Kommuniktionsmedien, die Paul Virilio aufzeigt. Leider vermag er nicht den naheliegenden Schluß aus seinen Beobachtungen zu ziehen.

Er bleibt in einer wehmütigen Verehrung des Kinos stecken, statt zu erkennen, daß der Prozeß der Beschleunigung jenem Medium innewohnt und es entlarvt. Künstliche Bilder, die seelisch unbefriedigt lassen und abstumpfen. Dieses Defizit steigert den Bildhunger und läßt zugleich nach Reizsteigerung verlangen.

Ein Erwachen aus diesem süchtigen Getriebensein ist die Erkenntnis: Kino und Fernsehen wird überflüssig, wenn ich selber meine toten Vorstellungen in schöpferische Arbeit an mir selbst in Bewegung bringe. Dann kann ich auch die mir begegnende Wirklichkeit in Raum und Zeit wertschätzen. Sie ist allemal spannender als Kino und Fernsehen für den/die, der/die Augen hat zu sehen und Ohren zu hören.

Die Illusionen der technischen Kommunikationsmedien sind Projektionen nicht realisierter schöpferischer Kräfte in uns. In unmenschlicher Bequemlichkeit delegieren wir an Maschinen, was unsere Würde ausmacht.

Ansgar Liebhart, Stuttgart

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