: „Outlaw“ zum Weserbahnhof
■ Deputation entschied sich für diesen Liegeplatz gegen den Widerstand der Beiräte
Die „outlaw“, das Wohnschiff, das künftig 15 bis 20 Drogenabhängigen nachts ein Dach über dem Kopf bieten wird, soll nun endgültig am Weserbahnhof (gegenüber vom Schulschiff Deutschland) festmachen. Dies entschied gestern die Sozialdeputation. Die CDU hielt an ihren Vorbehalten gegenüber Schiff und Standort fest, die Grünen enthielten sich, da sie einen Standort näher zum Sielwall hin favorisierten. Jetzt soll die Verwaltung „unverzüglich Schritte einleiten, um den Standort Weserbahnhof zu realisieren.“ Genehmigt hat die Deputation außerdem 350.000 Mark Investitionskosten (für Anleger, Versorgungsleitung, Zaun, Anbindung des Geländes u.a.) und eine halbe Stelle für die Gemeinwesenarbeit.
Ursprünglich sollte das Schiff
schon im November seinen Platz am Kai finden. Doch die Beiräte in Walle und der Östlichen Vorstadt wollten die „outlaw“ nicht vor der eigenen Haustür. Die Waller fürchteten eine „Konzentration der Drogenproblematik im Westen“, die Bürger aus dem Stephaniviertel liefen Sturm. Nach einer heftigen Beiratssitzung wurden Schiff und Standort mehrheitlich abgelehnt. Ähnlich verlief die Diskussion im Beirat Mitte/östliche Vorstadt. Immerhin wurde hier das Schiff grundsätzlich akzeptiert und nur sein Standort mehrheitlich abgelehnt.
Bei all dem Hickhack ließ der Verein Drogenhilfe sich Zeit mit den Überholungsarbeiten. „Sobald wir einen definitiven Beschluß in der Hand haben, lassen wir das Schiff zu Wasser“, betont Martin Grotjahn vom Trägerver
ein „Bremer Hilfe“. In Hohehorst, der Langzeittherapie -Einrichtung der „Bremer Hilfe“, hat das Schiff schon jetzt einen Beitrag zur Therapie, quasi „erlebnispädagogisch“, geleistet: Auf einer kleinen Bootswerft in Geversdorf an der Oste haben die Drogenabhängigen aus der Langzeittherapie an der Instandsetzung der „outlaw“ mitgearbeitet. „Wir haben ehrenamtlich immens viel Arbeit investiert, - allein das Material hat uns inzwischen rund 110.000 Mark gekostet.“ Gekauft hatte der Verein das Holzschiff mit zwei Masten im Juli letzten Jahres für 150.000 Mark. Dafür hatte das Land Bremen ein zinsloses Darlehen gegeben. Für die laufenden Kosten eines solchen Übernachtungsprojektes stehen aus Bundesmitteln 350.000 Mark pro Jahr bereit
allein 280.000 Mark für Personalkosten, der Rest für laufende Betreuung, für eventuelle Mietkosten (im Falle eines Schiffes also für Liegegebühren) u.ä. vorgesehen, erläutert Grotjahn.
Ungeahnte Kosten hatten sich für das Projekt allerdings bei einem Gespräch mit den Hafenbehörden ergeben: Mit einer schwankenden Gangway zwischen Hafenmauer und Schiff ist es im Falle des Wohnschiffes nicht getan: „An diesen Anleger müssen wir wegen der Sicherheit ganz andere Anforderungen stellen. Der Steg muß auf Pontons (schwimmende Brückenpfeiler) führen“ erklärte Ingulf Piorkowski vom Senat für Häfen. „Wir haben dem Verein aber zugesagt, daß wir die zwei geforderten Pontons aus unseren Beständen zur Verfügung stellen.“
ra
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