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Dann sind wir weggefahren

■ Mit dem finnischen Regisseur Aki Kaurismäki sprach Anja Friehoff

„Die Seele eines Mannes funktioniert ziemlich einfach. Männer haben ein paar Ideen im Kopf, aber eigentlich ist da dunkle Nacht, totale Stille. Deshalb machen wir Filme; um vorzutäuschen, daß da noch was anderes im Kopf ist.“

Findest Du Deine Filme einfach?

Hast Du „Das Mädchen aus der Streichholzfabrik“ gesehen? Es ist ein total einfacher Film. Das war meine letzte Arbeit in Finnland. Als ich den Film fertig hatte, hab ich ein Boot genommen und Finnland verlassen.

Und wo lebst du jetzt?

Ich wohne im Norden von Portugal, ich bin jetzt halb Finne, halb Portugiese.

Und Deine Beziehung zu Finnland, ist das für Dich abgeschlossen?

Das ist Liebe und Haß gleichzeitig, Haßliebe.

Kannst du nicht ein bißchen lauter sprechen?

Kann ich schon, aber ich hab Angst, daß jemand meine dummen Antworten mitkriegt, also red‘ ich leise.

Erzähl doch mal was über die Amerikafahrt. Das sieht im Film so aus, als ob es eine Menge Spaß unterwegs gegeben hat.

Für mich nicht; die anderen hatten Ferien, ich mußte Drehorte suchen.

Aber es hat doch gut geklappt.

So gut auch wieder nicht. Die Band hat sich zerstritten und nach dem Film die Hälfte entlassen. Ich hab mich mit der Crew gestritten und auch die Hälfte entlassen.

Warum?

Na, wir waren einfach zuviele, und dann immer nur rumfahren, arbeiten, rumfahren und arbeiten, das war wirklich zu viel. Und dann natürlich jede Menge Alkohol und so Zeugs...“

Frauen waren aber keine dabei, und in dem Film gibts auch keine...?

Doch, ich hab dann auch festgestellt, daß in dem Film nicht eine einzige Sexszene ist, also hab ich wenigstens eine Liebesszene gedreht. Ja, Liebe ist zu sehen. Eine Frau sagt zu einem Mann „Ich liebe Dich“, und er sagt auch zu ihr „Ich liebe Dich“, das ist doch Liebe, oder?

Naja, ist das nicht ein bißchen konstruiert, das reinzupacken, nur weil Du das Gefühl hast, es fehlt sonst etwas?

Nein, so ist das nicht. Es ist eben eine Art Howard-Hawks -Film, und da kommen halt nicht so viele Frauen drin vor.

Kannst Du noch mehr erzählen über die Reise, die nicht so gut geklappt hat?

Also, geklappt hat es ja schon, weil wir den Film fertig gemacht haben.

Die Barszenen sehen ganz schön improvisiert aus.

Der ganze Film ist improvisiert, ich war ja noch nie da. Ich hab die Band mit auf die Reise genommen und immer, wenn ein schöner Ort kam, gesagt: 'Anhalten‘. Wir haben illegal gedreht. Wir hatten bloß ein Touristenvisum und keine Dreherlaubnis. An den Grenzen hat man uns immer gefragt: Was schleppt ihr denn so viel Zeugs mit Euch rum? Dann haben wir immer gesagt: Och, wir sind nur Hobbyfotografen, und dann sind wir immer ganz schnell weggefahren.

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