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Genscher in Halle mit Heimvorteil

■ Außenminister prophezeit „Aufbauwunder“ in der DDR / Rekonstruktion der Länder gefordert

Halle (ap) - Ein frenetischer Wahlkampfauftakt für den „Bund freier Demokraten“ arrangierte Außenminister Genscher am Wochenende in seiner Geburtsstadt Halle. Unter dem Jubel von mehr als 60.000 Menschen sprach er sich für eine sofortige Wirtschafts- und Währungsunion zwischen beiden deutschen Staaten aus. Die DDR-Bürger müßten für „gute Arbeit gutes Geld“ bekommen, sagte er am Freitag auf der ersten Wahlgroßkundgebung der DDR-Liberalen. Der Bonner Chefdiplomat versprach, daß nach dem Ende der staatlichen Bevormundung und der nun einsetzenden Förderung der Privatinitiative schon bald das „Aufbauwunder folgen“ werde. Auf Plakaten wurde Genscher als „Architekt der Einheit“ bezeichnet. Genscher forderte die DDR-Bürger auf, ihre Heimat nicht zu verlassen. Bereits morgen werde die DDR die „Wachstumsregion in Deutschland und in Europa“ sein. Jetzt gehe es nicht darum, einen Ausverkauf der DDR zu verhindern, sondern darum, „den Ausverkauf der DDR durch den Sozialismus zu beenden“.

Nach dem Wahltag müßten beide deutsche Regierungen gemeinsam erklären, daß sie nach einer Vereinigung keine Gebietsansprüche an die europäischen Nachbarn richten würden. Das gelte besonders in Bezug auf Polen. Genscher sagte, ein vereinigtes Deutschland solle zum Motor eines vereinigten Europa werden. „Wir wollen ein deutsches Haus in einem gemeinsamen europäischen Haus einrichten. Wir wollen nicht ein deutsches Europa, sondern ein europäisches Deutschland“, erklärte er.

Die Ländereinteilung in der DDR müsse sofort wieder eingeführt werden, forderte er. „Die fünf Länder hat es schon vor der Existenz der DDR gegeben, es wird sie auch nach der Existenz der DDR wieder geben“, sagte er. Es gebe nur noch das eine deutsche Volk.

Als Tagungsort für eine Konferenz beider deutscher Staaten und der vier Siegermächte über die Schritte zur künftigen Struktur Europas schlug Genscher das zusammenwachsende Berlin vor.

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