: Kambodscha-Konferenz
Die internationalen Weichen sind diesmal nicht schlecht gestellt, wenn sich die kambodschanischen Konfliktparteien zum dritten diplomatischen Gefecht in Jakarta treffen. China hat allen Grund, sich aus der internationalen Ächtung zu manövrieren und auf die Konflikte im eigenen Reich zu konzentrieren. Der Bush-Administration steckt das Afghanistan-Desaster noch in den Knochen, und die vielzitierte Formel von der Lösung der Regionalkonflikte im Zuge der Ost-West-Entspannung bedarf noch ihrer Umsetzung. Unter Zeitdruck geraten auch Hanoi und Phnom Penh, denn auf die Unterstützung Moskaus und der osteuropäischen Staaten können sie nicht mehr rechnen. Mit fortgesetzter Militärhilfe für das bedrängte Hun-Sen-Regime droht sich Vietnam bei den potentiellen westlichen Investoren zudem erneut in Mißkredit zu bringen. Einig sind sich darüber hinaus EG- und Asean-Staaten. Sie wollen das indochinesische Schlachtfeld endlich in einen Marktplatz verwandelt sehen und die Roten Khmer an den Pranger stellen.
Die Kambodschaner Hun Sen und Sihanouk haben sich letzte Woche, wenn auch unter Kriegsgetöse, immerhin für eine angemessene UNO-Präsenz in ihrem Lande ausgesprochen und die Bildung eines Obersten Nationalrat in Aussicht gestellt. Und dennoch bleiben zwei Fragen auf dem Verhandlungstisch: Welchen Status soll die Regierung Hun Sen in dieser angestrebten übergangsregierung bis zu freien Wahlen behalten? Und welche Rolle werden dabei die Roten Khmer spielen. Bis dato zeigte sich das Phnom Penher Regime nicht bereit, mit den für den Tod von Hunderttausenden Kambodschnern verantwortlichen Roten Khmer gemeinsame Regierung zu machen, womit sie bei der internationalen Gemeinschaft Anklang fand. Der UNO-Sitz der Widerstandskoalition unter Einschluß der chinesischen Schützlinge droht in diesem Jahr erstmals frei zu bleiben. In Jakarta will Hun Sen nicht über die Auflösung seiner Regierung diskutieren, sondern über Detailfragen des äußerst aufwendigen UNO-Kontrollprozesses. Langfristig scheint die politische Isolation der Roten Khmer tatsächlich nicht aussichtsreich. Ist das Land erst endgültig in militärische Zonen geteilt, vermag das kambodschanische Volk nur noch mit den Füßen abzustimmen. Unter einer Vierparteien -Übergangsregierung in einer demilitarisierten Waffenstillstandszone bestünde immerhin eine Chance auf freie Wahlen, die gewiß nicht zugunsten der Roten Khmer ausfallen.
Simone Lenz
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